Auswahl unterschiedlicher Fußverkehrs-Checks (Formate)
Fußverkehrs-Checks haben zahlreiche Bezeichnungen und es ist mitunter nicht ganz einfach, Unterschiede und besondere Merkmale auszumachen. Wenn in einer Erläuterung oder in einem Leitfaden steht, dass Fußverkehrs-Checks genau so und nicht anders durchzuführen sind, dann legen Sie das nicht auf die „Goldwaage“. Mitunter wird z.B. angegeben, dass eine öffentliche Beteiligung unbedingt dazu gehört, ein Check stets in zwei Workshops einzurahmen oder auch stets eine Fachfirma zu beauftragen ist. Ihr Fußverkehrs-Check aber muss mit Ihren Zielvorstellungen und Schwerpunktsetzungen übereinstimmen und daraus ergeben sich der Kreis der einzuladenden Personen, das Format und damit auch die Durchführung in der Praxis. Wir möchten Sie dazu ermuntern, Ihre Vorgehensweise selbst zu bestimmen und gegebenenfalls auch zu experimentieren. Dafür sind die folgenden Kurzbeschreibungen von 15 ausgewählten Formaten gedacht:
- Burano-Methode
- BlitZlicht
- Wetterleuchten
- Stadt wahrnehmen! - walk and notice
- Lebensqualität gestalten (Baden-Württemberg)
- Augenschein Fußverkehr (Schweiz)
- Pilotprojekt / Schnellcheck (Österreich)
- Nahmobilitäts-Check (Hessen)
- Sicherheitsaudit an Straßen
- Zeitreihenvergleich vor und nach einer Neugestaltung
- Behaviour Mapping
- Analyse der Fußgängerfreundlichkeit für ältere Menschen
- Nachhaltiges Entwerfen, Bewirtschaften und Aneignen städtischer Parkanlagen
- Schwachstellen-Erhebung mit Tablet-Computer
- Check ohne Ortsbegehung
Die Kurzbeschreibungen der verschiedenen Formate konnten nur teilweise durch Umsetzungs-Hilfen angereichert werden. Für einzelne dieser Formate finden Sie Beispiele von durchgeführten Fußverkehrs-Checks. Auf dieser Website stehen die Umsetzungs-Formate im Vordergrund und die eher theoretischen Zuordnungs-Begriffe wurden als zusätzliche Hintergrundinformation unter Methoden eingestellt.
Zum Schluss folgen die
Burano-Methode (1)
Die Burano-Methode wurde entwickelt, um bauliche, sozioökonomische und zwischenmenschliche Aspekte in den Wechselbeziehungen zu untersuchen. Sie beruht auf der These, dass nicht die hohe Verdichtung, sondern in erster Linie qualitative Aspekte einen Einfluss auf die sozialen Interaktionen in einem Ort haben. Es ist mit dieser Methode möglich, in kurzer Zeit die Qualität eines Ortes zu erfassen und darzustellen.
Der Schwerpunkt liegt in der Erfassung von baulichen (Baustruktur und Baugestalt), sozioökonomischen (Gesellschaft und Wirtschaft) und zwischenmenschlichen (Kommunikation) Aspekten. Somit können Aussagen über die Wechselbeziehungen zwischen Bau- und Lebensformen erfasst und Einblicke in Lebenssituationen getroffen werden. Der Check ist hilfreich für Entscheidungen beim Entwurf für Stadt- und Sozialplanerinnen und -planer, sowie für Planungen bei Reparaturen in öffentlichen Räumen und Wohnquartieren. Die Burano-Methode ist für Experten, wie Architektinnen und Architekten, Stadtplanerinnen und Stadtplaner, sowie für die zuständigen Verwaltungen ausgelegt.
Während der Vorbereitung wird eine Kartierung der räumlichen Situation und die Erfassung der Charakteristiken des zu untersuchenden Ortes vorgenommen.
Bei der Durchführung des Checks werden die Randnutzungen (Erdgeschoss, evtl. auch Nutzungen im Obergeschoss), sowie Gegenstände im öffentlichen Raum (auch kleine Gegenstände, Abfalleimer, Stühle, Kinderwagen, etc.) erfasst. Dabei wird auf die Tätigkeiten der Personen im Freiraum und deren Merkmale (Beruf, Alter, Geschlecht etc.) geachtet um diese zu vergleichen. Auch wird bei Sitzenden/Stehenden die Blickrichtung und bei Gehenden die Gehrichtung berücksichtigt, sodass Interaktionen identifiziert werden können.
Für die Nachbereitung der Burano-Methode ist eine exakte Plandarstellung hilfreich, die die räumliche Situation, sowie die vorhandenen Elemente mit den Personenaktivitäten verknüpft, um somit anschließend die Funktionalität einer räumlichen Situation und dort stattfindende Nutzungsmuster zu analysieren. Ebenfalls nützlich sind Interviews, um Rückschlüsse aus den erfassten Daten zu ziehen.
Die Burano-Methode wurde erstmals auf der Venedig vorgelagerten Insel Burano im Jahr 1972 durchgeführt, ist zumindest nach der Fachliteratur der älteste Begriff für einen Fußverkehrs-Check und wurde deshalb an den Anfang der Auflistung gestellt.(2) Sie ist den Beobachtungs-Methoden und der sogenannten Momentaufnahme zuzuordnen.
In Anlehnung an die Burano-Methode fand innerhalb der Evaluierung des Christian-Broda-Platzes in Wien unter anderem eine teilnehmende Beobachtung statt. Diese hatte verglichen zur Burano-Methode den Unterschied, dass aufgrund der hohen Frequenz am Platz keine Momentaufnahme aller Anwesen angelegt wurde, sondern nur die verweilenden Tätigkeiten räumlich zugewiesen wurden.(3)
BlitZlicht
Es handelt sich um einen praxisbezogenen Fußverkehrs-Check für eine recht schnelle und in der Regel noch nicht ins Detail gehende Betrachtung der Zustände, verbunden mit ersten Verbesserungsvorschlägen. „Blitzlichtartig“ (flashlight) bedeutet, dass die örtliche Situation für eine nur kurze Zeit „beleuchtet“ und betrachtet wird und dies kann bei den Betrachtern subjektive Erkenntnisse auslösen. Das Verfahren setzt weder eine genaue Ortskenntnis voraus, noch die Berücksichtigung von bisherigen Diskussionen, Beschlüssen, etc. Das heißt, die Ergebnisse können Ungenauigkeiten enthalten und auch Maßnahmenideen und -vorschläge, die in der Kommune bereits diskutiert und evtl. zustimmend oder abschlägig behandelt wurden. Es kann daraus aber durchaus auch eine gutachterliche Stellungnahme entstehen.
Das Format kann konkret umgesetzt werden, indem z.B. eine durchaus auch ortsunkundige Person eine Begehung durchführt und seine/ihre Gedanken aus einer bestimmten Sichtweise heraus (z.B. Barrierefreiheit, Senioren, Kinder, Zu-Fuß- Gehende, etc.) formuliert. Diese Person muss keinesfalls eine Auditorenausbildung durchlaufen haben und zertifiziert sein.(4) Sie muss lediglich die Fähigkeit haben, Situationen zu erkennen und einzuschätzen und Erfahrungen als Teil der Zielgruppe einbringen können. Selbstverständlich kann „BlitZlicht“ auch von mehreren Personen durchgeführt werden. Es ist sinnvoll, eine Reihe von Situationsfotos zu machen und ein Aufzeichnungsgerät dabei zu haben. Die Methode beinhaltet allerdings erst einmal keinen Ansatz für eine Bürgerbeteiligung, sondern ist eine hilfreiche Grundlage, um darauf aufbauend eine Begehung durch eine Gruppe durchführen zu können.
Durch den geringen Personalaufwand ist die Begehung weder zeitlich noch räumlich eingeschränkt und auch die Intensität ist variabel, d.h. es kann eine Begutachtung des Raumempfindens durch die Fußgängerinnen und Fußgänger geben, aber auch eine Detailerfassung, z.B. zu den abgesenkten Bordsteinen oder den Grün- und Rot-Zeiten an Lichtsignalschaltungen.
Der Charme dieser Vorgehensweise liegt darin, dass die Aussagen den bisherigen Diskussionen und Beschlüssen widersprechen, sie unterstützen oder zu erneuten Diskussionen anregen können. Um einen Nutzen daraus zu ziehen, muss man sich darauf einlassen, dass auch Laien oder Ortsfremde planerisch denken können. So können durch „BlitZlicht“ neue Aspekte in die Diskussion gelangen oder auch Details, die neue Sichtweisen ermöglichen. Mitunter ist es ein einziger Aspekt, der dazu führt, dass man der Lösung eines Problems näher kommt.
„BlitZlicht“ wurde als zweitältestes auf den Fußverkehr ausgerichtetes Format bereits Ende der 1970er Jahre durch Bernd Herzog-Schlagk entwickelt, vom Arbeitskreis Verkehr und Umwelt UMKEHR e.V. in Berlin-Moabit erstmals erprobt und später vom Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. mehrfach in deutschen Städten durchgeführt. Sie ist der Methode der Momentaufnahme sowie der Expertenbeobachtung zuzuordnen. Einige dieser Fußverkehrs-Checks finden Sie in der Rubrik Beispiele.
Aufbauend auf diesen Fußverkehrs-Check wurde im Rahmen des Projektes „Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien“ 2017 ein weiterer Fußverkehrs-Check mit dem Titel „Wetterleuchten“ entwickelt und erprobt. Bei diesem werden die Ergebnisse aus dem „BlitZlicht“ einem breiteren Publikum vorgestellt und mit ihm diskutiert.
Wetterleuchten
ist ein Format eines Fußverkehrs-Checks, welches als eine Gruppen-Begehung auf einem vorhergehenden Fach-Check z.B. „BlitZlicht“ aufbaut. Dabei werden die Ergebnisse der ersten Mängelanalyse sowie die Ideen und Vorschläge für Verbesserungen der Infrastruktur den Vertreterinnen und Vertretern aus der Verwaltung, aus Verbänden und örtlichen Gremien vor-, zur Abstimmung und zur Diskussion gestellt, und zwar in dieser Reihenfolge. Die Länge des gemeinsam zu begehenden Weges sollte 2,5 Kilometer nicht wesentlich überschreiten und es sollten möglichst nur 10, maximal aber 15 Orte genauer betrachtet werden, so dass der Fußverkehrs-Check etwa innerhalb von möglichst 2 bis maximal 3 Stunden (evtl. mit einer gemeinsamen Kaffee-Pause) durchzuführen ist.
Die Beteiligten werden gebeten, das Protokoll selbst zu schreiben und erhalten dafür eine Schreibunterlage, ein Schreibgerät sowie eine Protokollvorlage „Wetterleuchten“ (PDF).(5) Nach einer kurzen Einführung zum „Wetterleuchten“ (6) werden seitens der Leitung jeweils an den Betrachtungsorten kurz die Probleme und die vorgeschlagenen Lösungsansätze vorgetragen, die sich aus dem vorhergehenden Fach-Fußverkehrs-Check im Format „BlitZlicht“ ergaben. Die Beteiligten sollen sich dann entscheiden und in die Protokoll-Vorlage eintragen, ob sie im Wesentlichen mit den Vorschlägen einverstanden sind oder diese eher ablehnen. Darüber hinaus sollen sie einschränkende oder erweiternde Anmerkungen und zusätzliche Ideen protokollieren und gegebenenfalls wie bei einem Ortstermin miteinander diskutieren und abwägen. Die Protokolle werden anschließend als Meinungsbild zusammengefasst.(7)
Je unterschiedlicher die Zusammensetzung der Beteiligten ist, umso deutlicher können Meinungsverschiedenheiten auftreten. Die Leitung sollte in solchen Fällen lediglich moderieren, so dass es bei einem „Wetterleuchten“ (heat lightning) bleibt und nicht in ein „Gewitter“ umschlägt. Ziel der Vorgehensweise ist es, die Beteiligten nicht nur zu informieren und auf Probleme aufmerksam zu machen, sondern sie zu einer persönlichen Stellungnahme zu motivieren und diese in Gesprächen auf den Wegen zu den Betrachtungsorten sowie an den Betrachtungsorten selbst auszutauschen.
Die Methode wurde im Rahmen des Projektes „Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien“ von Bernd Herzog-Schlagk vom Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. im Mai 2017 entwickelt und erstmals in der Modellstadt Jena erprobt.(8) Sie ist der Methode Begehung mit Betroffenen zuzuordnen. Einige dieser Fußverkehrs-Checks finden Sie in der Rubrik Beispiele.
Stadt wahrnehmen! - walk and notice
Dieser Fußverkehrs-Check verfolgt das Ziel, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer gemeinschaftlichen Begehung zu einer Grob- und Detail-Analyse des öffentlichen Raumes aus der Sicht von Fußgängerinnen und Fußgängern zu motivieren und anschließend die eigenen Eindrücke mit den Wahrnehmungen der anderen Teilnehmenden zu vergleichen und zu diskutieren.
Die Beteiligten werden gebeten, auf einem genau festgelegten Weg mit einer maximalen Länge von 2 Kilometern etwa 45 Minuten lang möglichst mit niemandem zu sprechen, die Handys auszuschalten und jeder für sich die Eindrücke festzuhalten. Sie erhalten dafür eine Wegeprotokoll-Vorlage „Stadt wahrnehmen!“ (PDF) (8) mit einer Wegeskizze, die in maximal 15 Bereiche unterteilt ist. In der kurzen Einführung „Stadt wahrnehmen!“ (9) wird darum gebeten, jeden einzelnen Straßenabschnitt oder Platz und jede einzelne Querungsanlage auf diesem Weg als „eher positiv“ oder „eher negativ“ zu beurteilen und dies auch zu begründen. „Zwischenbeurteilungen“ sind ganz bewusst nicht vorgesehen. Nach dem Eintreffen am Endpunkt wird der gleiche Weg innerhalb von wiederum 45 bis 75 Minuten als Gruppe im Format einer Ortsbesichtigung gemeinsam zurückgelegt. An jedem Punkt wird durch den lediglich moderierenden Exkursionsleiter abgefragt, wer ein „+“ oder ein „-“ gesetzt hat und anschließend werden insbesondere die „Minderheiten-Eindrücke“ abgefragt und diskutiert.
Ist der zu gehende Wegabschnitt aufgrund der örtlichen Gegebenheiten mehr als zwei Kilometer lang oder ist eine eher genauere/langsamere Begehung zu erwarten, sollte er nur ein Mal begangen werden. Bei dieser Variante folgt jeweils nach der individuellen Beurteilung gleich das gemeinsame Gespräch.
Die Vorbereitung und vor allem die Suche nach einer aussagekräftigen Wegeführung kann einige Zeit in Anspruch nehmen, da die Route zumindest einen Spannungsbogen mit recht unterschiedlichen Eindrücken beinhalten sollte und gleichzeitig nicht zu lang sein darf. Diese Aufgabe ist nur durch mehrere Vor-Ort-Begehungen zu bewerkstelligen. Es bietet sich nach der Festlegung sogar an, zumindest intern ein „BlitZlicht“ für den gewählten Weg durchzuführen, um bei der Gruppenbegehung qualifizierte Hinweise auf Mängel und Stärken geben zu können.
Die Methode wurde im Rahmen eines Lehrmoduls im Fachgebiet „Integrierte Verkehrsplanung“ der Technischen Universität Berlin von Bernd Herzog-Schlagk vom Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. entwickelt und im Juni 2016 erstmals mit einer Studentengruppe (10) sowie im Juni 2017 im Rahmen des Projektes „Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien“ des FUSS e.V. in der Modellstadt Rendsburg (11) und weiteren durchgeführt. Sie ist der Methode Methode Begehung mit Betroffenen zuzuordnen. Einige dieser Fußverkehrs-Checks finden Sie in der Rubrik Beispiele.

Lebensqualität gestalten (Baden-Württemberg)
Der Fußverkehrs-Check ist eine der Maßnahmen auf Landesebene innerhalb der systematischen Förderung des Fußverkehrs unter dem Motto „Lebensqualität gestalten“. Dabei geht es um die Aktivierung, Unterstützung und Vernetzung der Kommunen. Durch Fußverkehrs-Checks sollen die Stärken und Schwächen im örtlichen Fußverkehr ermittelt und erste Maßnahmen vorgeschlagen und umgesetzt werden, sodass die Attraktivität und Sicherheit der Fußwege gesteigert werden.
Im Unterschied zu den anderen Formaten werden die Fachgespräche und Workshops als unverzichtbarer Teil der Fußverkehrs-Checks auch begrifflich integriert. Die Checks umfassen demnach fünf Arbeitsschritte von der Vorbereitung über den Auftakt-Workshop, die Begehung, den Abschluss-Workshop bis zur Nachbereitung.(12) Dennoch wird ein besonderer Wert auf die themen-, erfahrungs- oder erhebungsorientierten Begehungen gelegt, von denen insbesondere die beiden letztgenannten recht zeitaufwändig sein können.(13) Die drei Begehungstypen können kombiniert oder durch einzelne Aspekte erweitert werden.
Aufgrund der Erfahrungen mit den Fußverkehrs-Checks werden zwei Begehungen in unterschiedlichen Quartieren empfohlen. Bei eher kurzen Routen sind mehr als zwei Begehungen ebenfalls möglich. Wichtig ist nur, dass im anschließenden Abschlussworkshop alle Inhalte und Ergebnisse einzubeziehen sind. Zudem sollte dort eine zusammengefasste Darstellung präsentiert werden. Ausgewählte Verbesserungsvorschläge der zuvor begutachteten Standorte werden ebenfalls im Abschlussworkshop vorgestellt und diskutiert. Für die weitere Fußverkehrsplanung werden die Maßnahmen zeitlich kategorisiert sowie Prioritäten gesetzt. Außerdem sollte an dieser Stelle auch über eine Einführung in das zukünftige Planungsgeschehen von Fußgängerbedürfnissen sowie über Fußverkehrs-Förderung gesprochen werden. Zu guter Letzt sollte ein Ausblick für die Umsetzung sowie das zukünftige Vorgehen erfolgen und zeitlich eine Feedback-Runde möglich sein.
Damit die Ergebnisse des Fußverkehrs-Checks zukünftig weiter verwendet werden können, ist eine Abschlussdokumentation notwendig in der die Situation des Fußverkehrs vorgestellt, bewertet und konkrete Maßnahmenvorschläge dargelegt werden. Somit ist es für politische Gremien und auch Unbeteiligte zu jeder Zeit möglich sich in den Vorgang einzulesen und einzuarbeiten. Die Dokumentation des Fußverkehrs-Checks ist grundlegend für den weiteren Prozess des Fußverkehrs in der Kommune.
Durch dieses Verfahren soll eine Sensibilisierung und ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse der Fußgängerinnen und Fußgänger erreicht und die Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Vertreterinnen und Vertretern aus Institutionen, Vereinen, der Verwaltung und Politik verbessert werden.(14) Es ist der Methode Methode Begehung mit Betroffenen zuzuordnen. Einige dieser Fußverkehrs-Checks finden Sie in der Rubrik Beispiele.
Augenschein Fußverkehr (Schweiz)
Mit diesem Fußverkehrs-Check soll erreicht werden, dass sich die Beteiligten mit den Anliegen der Fußgängerinnen und Fußgänger intensiv auseinander setzen, so dass deren Bedürfnisse an die verantwortlichen Behörden vermittelt werden können. Hierfür werden beim Fußverkehrs-Check die Schwachstellen des Fußwegenetzes ausfindig gemacht, sowie erste Lösungsansätze erarbeitet. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Verbesserung der Verkehrssicherheit, die Steigerung der Standortattraktivität der Gemeinde für die Einwohnerinnen und Einwohner sowie für Besuchende und auf die Erhöhung des Komforts für den Fußverkehr gelegt. Neben der direkten Lösungsfindung vor Ort, wird zudem auf eine schnelle Umsetzbarkeit Wert gelegt.
Für die Vorbereitung findet zum einen ein Telefon-Interview zwischen dem Fußverkehrs-Check-Experten und der Bauverwaltung statt. Zudem erhält die Bauverwaltung Unterlagen für den Fußverkehrs-Check. Zum anderem empfangen die ausgewählten Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor der Veranstaltung eine Frageliste, sodass bei der Durchführung des Checks zielgerichtet gearbeitet werden kann. Die Route für die spätere Begehung wird bereits festgelegt, kann aber noch durch die Ergebnisse des Workshops abgewandelt werden.
Alle Teilnehmenden treffen sich im ersten Teil der Veranstaltung in einem Saal, um dort die Mängel im Fußwegenetz und der Fußgängerorientierung anhand verschiedener Kriterien zu entdecken und in einem Plan sowie einer Liste zu notieren. Auch sollten Beispiele vorgestellt werden, bei denen eine positive Veränderung zu vermerken ist. Während des Workshops bekommt der Veranstalter einen Überblick über das Wissen der Teilnehmer.
Darauf folgend findet eine Routenbegehung statt mit den entsprechenden zuvor behandelten Schwachstellen. Diese können und sollen direkt vor Ort von den Teilnehmenden diskutiert werden. Durch die Teilnahme verantwortlicher Behörden, wird erhofft, dass bereits während des Fußverkehrs-Checks Lösungsansätze vorgeschlagen werden. Es ist sinnvoll, die Schwachstellen fotografisch festzuhalten und dazu Notizen niederzuschreiben. Außerdem sind die Erkenntnisse der Begehung zu notieren. Hilfreich ist es, neben der Leitung eine Begleitperson für die Protokollierung einzuplanen.
Während der Nachbereitung des Checks wird ein ausführlicher Bericht erfasst, der sowohl eine Einschätzung der Qualität des Fußverkehrs beinhaltet, als auch konkrete Empfehlungen für das weitere Vorgehen. Zudem ist zu überlegen, ob eine Skizze mit Verbesserungsvorschlägen für die betroffenen Schwachstellen angefertigt werden sollte.
Insgesamt ist für die Leitung ein Arbeitsaufwand von ungefähr drei bis vier Arbeitstagen einzuplanen. Für die Bauverwaltung sind lediglich ein bis zwei Tage, für die Teilnehmenden ein halber Tag zu kalkulieren.
Augenschein Fußverkehr wurde 2005 vom Fachverband Fussverkehr Schweiz entwickelt (15) und ist der Methode Begehung mit Betroffenen zuzuordnen.
Pilotprojekt / Schnellcheck (Österreich)
Dieser Fußverkehrs-Check ist ein Angebot des österreichischen Vereines für Fußgängerinnen und Fußgänger. Gemeinsam mit den Gemeinden werden die Schwachstellen eines Fußverkehrsnetzes ermittelt, Verbesserungen für diese vorgeschlagen, sowie erste Lösungsansätze erarbeitet. Auch spielt das Erkennen der Potenziale des Fußverkehrsnetzes ebenfalls eine wesentliche Rolle. Der inhaltliche Schwerpunkt des Pilotchecks ist der Komfort und die Sicherheit der Fußgängerinnen und Fußgänger im Fußverkehrsnetz. Außerdem werden lokalen Umsetzungsaspekten besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Neben den verantwortlichen Behörden für den Fußverkehr, sind lokale Fußgängerinnen und Fußgänger (ohne Vorkenntnisse) von zentraler Bedeutung. Denn somit können die konkreten Fußgängerbedürfnisse identifiziert werden und direkt vor Ort an die zuständige Verwaltung weitergeleitet werden. Bevor die Durchführung des eigentlichen Checks beginnt, wird zunächst von der Leitung eine Erstbegehung ohne Bericht durchgeführt, um sich somit einen ersten Eindruck der Lage zu verschaffen.
Die Durchführung des Fußverkehrs-Checks erfolgt in zwei Abschnitten. In der Einführung erläutert die Leitung zunächst die wichtigsten Ziele eines Fußverkehrs-Checks und eruiert gemeinsam mit der Gemeinde die Wohlfühlorte und Stolpersteine des Ortes, sodass mit Hilfe dieser Anhaltspunkte gemeinsam eine Route festgelegt wird, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend im zweiten Teil mit der Führung abgehen. Im zweiten Teil der Check-Begehung werden die zuvor besprochenen Aufenthaltsorte besichtigt, diskutiert und gemeinsame Lösungsansätze vor Ort entwickelt und notiert. Es entsteht somit ein Protokoll mit den erbrachten Erkenntnissen des Fußverkehrs-Checks.
Der Fußverkehrs-Check befasst sich beispielsweise mit den folgenden Fragen:
- Bestehen direkte Wegeverbindungen?
- Wie komfortabel sind die Kreuzungsbereiche
- Sind die Wege frei von Behinderungen?
- Wie sind die Bedingungen nachts?
Nach der Begehung werden die wichtigsten Ergebnisse im Protokoll zusammengetragen und bei Bedarf in einem Plan dargestellt. Außerdem werden die Maßnahmen in kurz-, mittel- und langfristige Umsetzungen – in Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde - kategorisiert. Wobei hier die Priorität auf die umsetzbaren Maßnahmen gelegt wird. Der Arbeitsaufwand beträgt von einem halben Tag bis zu zwei Tage – abhängig der Gebietsgröße.(16)
Der Check ist der Methode der Momentaufnahme und Methode Begehung mit Betroffenen zuzuordnen. Einige dieser Fußverkehrs-Checks finden Sie in der Rubrik Beispiele.
Nahmobilitäts-Check (Hessen)
Der hessische Nahmobilitäts-Check verfolgt das Ziel, allgemein die Bedingungen für Fußgänger, Radfahrer und Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel zu verbessern und somit auch die Lebensqualität sowie die Verkehrssicherheit zu steigern. Mithilfe des Checks soll ein auf die Kommune zugeschnittener Maßnahmeplan erstellt werden.
Die Modellstädte können zwischen sieben Themenschwerpunkten wählen: Fußverkehr, Radverkehr, Schulwege, Verkehrssicherheit, Nahmobilität und ÖPNV, Barrierefreiheit sowie Stadtraumgestaltung. Pro Themenschwerpunkt gibt es zudem weitere sieben Handlungsfelder: Infrastruktur, Recht und Organisation, Strategische Verankerung, Gestaltung, Kommunikation und Information, Akteure und Prozesse sowie Wechselwirkungen mit anderen Themenschwerpunkten. Zudem kann über die Gebietsabgrenzung zwischen Landkreis, Stadt/Gemeinde und Ortsteil/Quartier gewählt werden.
Zunächst einmal ist es wichtig, die Zielsetzung des Checks zu definieren sowie das räumliche Handlungsfeld abzugrenzen. Anschließend findet eine Bestandsaufnahme, Bewertung und Einordnung der Nahmobilitätsfreundlichkeit statt. Es folgt das Aufzeigen von Handlungsbedarf und ihre Handlungsoptionen. Es werden Maßnahmen identifiziert, ausgearbeitet und konkretisiert. Daraufhin wird der Nahmobilitätsplan zur Ergebnisdokumentation angefertigt und die Maßnahmen werden priorisiert.
Das Land Hessen hat in Verbindung mit der Arbeitsgemeinschaft „Nahmobilität Hessen“ (AGNH) den sogenannten Nahmobilitäts-Check ins Leben gerufen. Hierfür wurden bis ca. Mitte des Jahres 2016 Landkreise, Städte und Gemeinde aufgerufen, sich als Pilotkommunen zu bewerben. Zum Zeitpunkt der Zusammenstellung lagen noch keine Ergebnisse vor.(17)
Sicherheitsaudit von Straßen
Verkehrswissenschaftler und Planer haben vergleichbare Fragestellungen an die Infrastruktur zu einem anerkannten Analyse- und Bewertungs-Instrumentarium entwickelt. In Deutschland bieten seit 2002 die „Empfehlungen für das Sicherheitsaudit an Straßen (ESAS 2002)“ das Handwerkszeug für eine Abfrage der Situation bezüglich der Verkehrssicherheit, weniger aber der Akzeptanz und nicht des Komforts von Querungsanlagen. Mit diesen Empfehlungen wird ausdrücklich keine „Auditierung bestehender Straßen – wie im Ausland vielfach praktiziert - … vorgeschlagen“(18); sie beziehen sich lediglich auf den „Neu-, Um- oder Ausbau“ von Straßen.(19)
Bei diesen Checks geht es nicht vorrangig um die Fußgänger, aber auch ihre Verkehrssicherheit spielt eine wesentliche Rolle. Es geht auch nicht darum, den Fußverkehr zu fördern oder den Gehkomfort zu verbessern und wenn doch, dann wiederum im engen Zusammenhang mit der Verkehrssicherheit. Beispielhaft geht es also nicht um die Umwegempfindlichkeit von Fußgängern, sondern um die Gefahren, die mit einem direkten Weg über die Fahrbahnen und nicht im Kreuzungs- oder Einmündungsbereich verbunden sind.
Die Vorgehensweise ist in vier Auditphasen gegliedert: 1. Vorplanung, 2. Vorentwurf, 3. Ausführungsentwurf und 4. Verkehrsfreigabe (18) und in der Anlage wird diese Gliederung für die Checklisten für Stadtstraßen übernommen und zusätzlich noch einmal zwischen Hauptverkehrs- und Erschließungsstraßen unterschieden.(20) Dadurch ist ein sehr umfangreiches Listenwerk entstanden und wer lediglich die Fragestellungen für einen eigenen Fußverkehrs-Check ermitteln möchte, muss viel Text lesen. Allerdings hat der FUSS e.V. bei seinen Fußverkehrs-Audits die darin enthaltenen ausführlichen Check-Listen einbezogen und empfiehlt dies generell für Mängel-Analysen auch im bestehenden Straßennetz (siehe Check-Listen).
Die Umsetzung dieser Sicherheitsaudits ist ausdrücklich für Verwaltungen, Fachbüros oder Universitäten vorgesehen, „als Grundqualifikation [gilt] ein abgeschlossenes einschlägiges Hochschulstudium“.(21) Mit der Zertifizierung von Auditoren und einer Listenführung von „anerkannten Ausbildungsstellen“ bei der Bundesanstalt für Straßenwesen BASt wurde das Verfahren nicht unbedingt transparenter.(22) Mit einer zu starken Hervorhebung der Verkehrssicherheit in einem Planungsverfahren haben es die anderen Aspekte des Städtebaus, der Umwelt, der Lebensqualität, der Gesundheit, etc. im Nachhinein schwer bei einem Abwägungsverfahren.(23) Zudem werden die Straßennutzer nicht gefragt, wo sie sich unwohl und gefährdet fühlen, das kann erst nach dem Neu-, Um- oder Ausbau erfolgen.
Zeitreihenvergleich vor und nach einer Neugestaltung
Dieser Check soll dazu dienen, die Entwicklungen vor und nach einer Neugestaltung an einem Ort zu erfassen: Ob zum Beispiel Veränderungen des Fußverkehrsaufkommens zu beobachten sind oder wie sich der Fußverkehr in Bezug auf andere Mobilitätsalternativen verhält. Das bedeutet, dass die Wirksamkeit der baulichen Umgestaltung überprüft werden soll.
Veranlassen muss den Check also die Stelle, die eine Maßnahme umsetzen will. In der Vorbereitung muss der zu verändernde Standort präzise abgesteckt und in einzelne Beobachtungsabschnitte gegliedert werden. Die Erhebung erfolgt anhand von Fotografien, Videos und Text. Die Durchführung des Fußverkehrs-Checks beinhaltet eine Vorher-, Zwischen- und Nachher-Erhebung, um die Auswirkungen der geplanten, bzw. durchgeführten Verkehrsregelung zu ermitteln. Hierfür gibt es verschiedene Aktivitäten, um diesen Check durchzuführen, die für ein aussagendes Ergebnis am besten alle drei angewendet werden.
- Zählung: Die zu untersuchenden Personen (wie z.B. Fußgängerinnen/Fußgänger und/oder Fahrradfahrerinnen/Fahrradfahrer) werden in verschiedenen Zählquerschnitten und in einer bestimmten Zeitspanne gezählt. Hierbei wird auch erfasst, in welche Richtung die Personen gehen, usw.
- Verhaltens- und Interaktions-Beobachtung: Sie werden anhand einer Videokamera analysiert.
- Aufenthalts-Beobachtung: In einer Zeitspanne werden zu bestimmten Zeitpunkten (z.B. alle zwei Stunden) alle Personen erfasst, die sich an dem Untersuchungsort, sei es für kürzer oder länger, aufhalten.
Es ist bei diesen Aktivitäten zwischen verschiedenen Aufenthaltsnutzungen und Straßenabschnitten zu unterscheiden. Die Erhebung für den Zeitreihenvergleich wird über mehrere Jahre hinweg vollzogen und sollte ca. einmal im Jahr stattfinden. Wichtig dabei ist es, dass jeweils unter ähnlichen Bedingungen erhoben wird (vergleichbares Wetter, gleiche Jahreszeit, Wochentag oder Wochenende, etc.).
Bei der Nachbereitung werden die aufgezeichneten Ergebnisse unter unterschiedlichen Schwerpunkten analysiert (zum Beispiel: Tagesverlauf des Fußgängeraufkommens, Vergleich nach Bürgersteigseiten oder Gehrichtungen, etc). Hierbei ist darauf zu achten, die Folgen der Maßnahmen im Laufe der Zeit zu betrachten. Für die Durchführung wird Zähl- und Beobachtungspersonal benötigt, welches zum Beispiel Studierende sein können.
Das Format wurde in Zürich für den Limmatquai entwickelt und von Daniel Sauter 2004, 2005 und 2008 dort durchgeführt. (24) Dieser Check ist den Methoden Zeitausschnitt und Momentaufnahme zuzuordnen.
Behaviour Mapping
Dieser Check kommt ursprünglich aus dem Bereich der Umweltpsychologie. Das Format ist in Bezug zu den Fußverkehrs-Checks interessant, weil es das zu beobachtende Verhalten in Verbindung mit der umliegenden Umwelt betrachtet. Das bedeutet, dass an den ausgesuchten Erhebungsort(en) die Bevölkerungszusammensetzung und die Aktivitäten im Raum auf strukturelle soziale Aspekte hin untersucht werden. Der Check analysiert hauptsächlich die soziale Sicherheit und wie gerne sich Menschen in dem öffentlichen Bereich aufhalten. Er erfasst die Bevölkerungszusammensetzung und die Aktivitäten, die in dem Raum ausgeführt werden.
Für eine aussagekräftige Untersuchung ist eine ordentliche Vorbereitung notwendig. Hierfür sind in einer Tabelle Erfassungskriterien zusammenzustellen und es muss eine Karte für den Untersuchungsraum erstellt werden. Bei der Ausführung werden alle Personen, die sich im entsprechenden Raum aufhalten, auf einer Karte eingezeichnet und in einer Tabelle erfasst.
Die Nachbereitung von Behaviour Mapping ist aufgrund der Vielzahl der Attribute relativ komplex. Sie erfordert ein Grundverständnis sozialer Prozesse, um die Bevölkerungszusammensetzung sowie die Aktivitäten am untersuchten Ort auf strukturelle soziale Aspekte hin zu analysieren. Ist zum Beispiel ein geringer Frauenanteil im öffentlichen Raum zu vermerken, kann es beispielsweise auf ein geringes Sicherheitsempfinden hinweisen. Doch ein Vorteil des Formates ist, dass den erfassten Objekten aufgrund der Tabelle mehrere Attribute zugewiesen werden können.(25)
Das Behaviour Mapping ist der Methode der Momentaufnahme zuzuordnen.
Analyse der Fußgängerfreundlichkeit für ältere Menschen
Dieser Fußverkehrs-Check ist spezialisiert auf die Bedürfnisse älterer Menschen im Fußverkehr und untersucht, welche Infrastruktur für diese Zielgruppe vorhanden ist, bzw. geschaffen werden muss. Ganz konkret genannt werden als Indikatoren z.B.
- Sitzgelegenheiten in regelmäßigen Abständen
- Anbringen von Handläufen
- Absenkungen aller Gehwege
- Optimierung des Fußwegenetzes mit besonderer Berücksichtigung funktionaler Ziele (Haltestellen des ÖPNV, Einzelhandelsgeschäfte, öffentliche Parks, etc.)
- gute Beleuchtung
- guter Belag (für Rollatoren, etc.).
Ziel des Fußverkehrs-Checks ist es, die Fußwege so sicher, zugänglich und angenehm wie möglich zu gestalten, sodass Personen mit eingeschränkter Mobilität (meist ältere Menschen) sich alleine in ihrem Quartier, ihrer Gemeinde, etc. fortbewegen können. Dazu wird eine Mängelanalyse bei einem ausgewählten Weg durchgeführt, mit deren Hilfe dann Maßnahmen geplant und umgesetzt werden können.
Wichtig ist auch der Austausch der Teilnehmenden im Rahmen der Begehung, so dass neue Ideen aufgenommen werden und eine Kommunikation zwischen den Einwohnerinnen und Einwohnern und der Verwaltung stattfindet.
Im Vorbereitungsprozess ist die Leitung dafür zuständig, Wege ausfindig zu machen sowie auszuwählen, Einladungen zur Teilnahme an der Analyse zu verschicken (primär an ältere Menschen) und eine Bestandsaufnahme der vorhandenen fußgängerfreundlichen Gegebenheiten durchzuführen. Danach findet ein Gruppenspaziergang von ungefähr 1 ½ Stunden statt. Hierbei gibt es ein Formular für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bei denen Hindernisse (analog der oben genannten Indikatoren) aufgeführt werden und sie diese ankreuzen sollen, sobald sie solche wahrnehmen.
In der Nachbereitung wird die Begehung unter dem Gesichtspunkt der Mobilität (Sicherheit, Zugänglichkeit, Verkehrsberuhigung) analysiert. Die Präsentation der Ergebnisse sollte spätestens drei Monate nach der Begehung erfolgen, womit die Absicht zum Ausdruck gebracht wird, so rasch wie möglich konkrete Veränderungen umzusetzen. Eine Karte mit der Übersicht, welche Fußwege bereits fußgängerfreundlich gestaltet sind und wo neue Maßnahmen getroffen werden sollen, ist für die Veranschaulichung hilfreich. Außerdem ist es sinnvoll, die erfassten Mängel in einer zeitlichen Prioritätenliste zusammenzustellen. Nützlich ist ebenfalls eine Abteilung festzulegen bzw. zu gründen, die für die Aktualisierung und Pflege der GIS-Daten zuständig ist und die Fortschritte bei der Umsetzung der Maßnahmen verfolgt. Ein Etappenzeitplan für die Umsetzung sollte angefertigt werden, so dass notwendige Investitionen abhängig von den Bedürfnissen und Gelegenheiten auf die folgenden Jahre verteilt werden können.
Allgemein ist dieser Fußverkehrs-Check besonders interessant für Einrichtungen wie Senioren-Pflegeheime, betreutes Wohnen oder aber Verbände wie „Senioren mitgestalten – mitbestimmen“. Die beschriebene Analyse fand in der Stadt Neuenburg in der Schweiz statt, in der viele ältere Menschen leben. Dort wurde die Begehung auf Initiative der Beauftragten für ältere Menschen, also der Dienststelle für das Gesundheitswesen von der Stadt Neuenburg durchgeführt.(26) Die Analyse ist der Methode Begehung mit Betroffenen zuzuordnen.
Nachhaltiges Entwerfen, Bewirtschaften und Aneignen städtischer Parkanlagen
Durch den Check wurde untersucht, inwiefern öffentliche Parks die soziale Nachhaltigkeit in städtischen Siedlungen unterstützen. Gefördert werden sollte eine sozial nachhaltige Nutzung von öffentlichen Räumen, indem die dafür notwendige Planung, Gestaltung und Bewirtschaftung ermittelt wurden.
Um eine solche Untersuchung durchzuführen, mussten die Zeitspanne sowie die verschiedenen Durchführungstage zu unterschiedlichen Tageszeiten festgelegt werden. Außerdem waren in den (städtischen) Parks die genauen Beobachtungspositionen (Orte, die einen guten Überblick erlauben) auszuwählen. Bei der Check-Durchführung wurden unmittelbar nach der Beobachtungsphase die beobachteten Vorgänge dokumentiert und durch Gespräche mit Parknutzerinnen und Parknutzern ergänzt. Die Daten sind mithilfe des geografischen Informationssystem (GIS) erfasst worden. In der anschließenden Nachbereitung wurden die unterschiedlichen Personentypen kategorisiert, sowie die räumliche Verteilung der Aktivitäten ermittelt. Daraus konnte geschlussfolgert werden, ob die untersuchte Parkanlage einen Beitrag zur Förderung der sozialen Nachhaltigkeit leistet.
Im genannten Beispiel wurde drei Jahre lang die Qualität einer Auswahl öffentlicher Parks in der Stadt Zürich unter dem Gesichtspunkt der sozialen Durchmischung erforscht.(27) Das Format wird der Methode der teilnehmenden Beobachtung zugeordnet.
Schwachstellen-Erhebung mit Tablet-Computer
Bei diesem Fußverkehrs-Check werden während der Rundgänge mit unterschiedlichen Personengruppen die Tablets zur Unterstützung der Datenerfassung von allen Teilnehmenden benutzt. Es wird das Ziel verfolgt, die Schwachstellen in bestimmten Quartieren zu identifizieren und zu dokumentieren. Dabei liegt das Augenmerk insbesondere auf den Bedürfnissen von Kindern (Schulwegen) und Senioren.
Bevor der Fußverkehrs-Check durchgeführt wird, ist es sinnvoll, mit den Verantwortlichen der Stadt/Gemeinde Arbeitskreise zu bilden. Diese stellen anschließend den ersten Kontakt zu den Ansprechpersonen der Interessengruppen her, mit denen dann eine Informationsveranstaltung durchgeführt wird. Mit dem Check sollen vor allem Schülerinnen und Schüler, Quartierbewohnerinnen und -bewohner, Seniorinnen und Senioren, sowie Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Mobilitätsbehinderung sowie deren Betreuungspersonen angesprochen werden.
Wenn eine Organisation sich für einen Fußverkehrs-Check ausspricht, muss im Einzelnen geregelt werden, mit welchem Fokus und welchem Gebiet gearbeitet werden soll und wie detailliert vorzugehen ist. In der Einführungsveranstaltung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird dann erläutert, welches die Schwachstellen im Fußverkehrsnetz sind und wie diese am besten erfasst werden können. Hinzu kommt, dass die Teilnehmenden in die Funktionalität des Tablets eingeführt werden und den vorher erstellten Fragebogen beantworten müssen. Jede Gruppe überlegt individuell für sich eine Wegstrecke, die sich für den zuvor ausgearbeiteten Schwerpunkt eignet, sodass diese in den Kleingruppen abgegangen werden kann. Dank der Tablets können pro Stelle ein bis zwei Fotos geschossen und die erfassten Daten (Fotos mit Kurztext) sofort hochgeladen werden. Es erfolgt eine Diskussion in der Gruppe über allgemeine und spezielle Standorte und ein anschließendes Korrigieren, Ergänzen und Vervollständigen der eigenen Dateien auf dem Tablet. Zur Unterstützung ist hierbei ein Berater anwesend, der bei Fragen behilflich ist.
Bei der Nachbearbeitung werden ein Übersichtsplan und eine Tabelle mit den Rohdaten der Erhebung erstellt. Diese stehen anschließend dem Fachpersonal zur Ergänzung und Bearbeitung zur Verfügung. Für die identifizierten Schwachstellen des Fußverkehrsnetzes werden Lösungsansätze erarbeitet, Prioritäten gesetzt und die Zuständigkeiten ergänzt. Es erfolgt eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Erkenntnissen. Anschließend werden die zuvor erarbeiteten Daten mit der Gemeinde bzw. dem Auftraggeber besprochen und gegebenenfalls komplettiert. Zum Ende gibt es ein Fazit mit dem weiteren Vorgehen und einer Bereinigung der Zusammenfassung.
Insgesamt ist für die Fachperson je nach Gebietsgröße und Aufwand ungefähr acht bis zehn Arbeitstage einzuplanen und für die Teilnehmenden je nach Konzept ein bis eineinhalb Tage. Dieser Fußverkehrs-Check war Teil des Gemeinschaftsprojektes „GEMEINDE BEWEGT“ des Kantons St.Gallen (Schweiz).(28) Das Format ist der Methode Begehung mit Betroffenen sowie der Befragung zuzuordnen.
Check ohne Ortsbegehung
Diese Fußverkehrs-Checks finden im Gegensatz zu allen anderen bisher beschriebenen Checks in einem Veranstaltungsraum statt und nicht auf Straßen oder Plätzen. Die Ziele und Schwerpunkte können so vielfältig sein, wie die Checks und Begehungen im Öffentlichen Raum. Deshalb wurden sie hier nur aufgenommen, um darzustellen, dass auch dies möglich ist. Sie finden dafür zwei Beispiele unter: Gemeinde bewegt und Sofa-Check
Quellen und Anmerkungen:
- Die Burano-Methode ist das einzige hier aufgenommen Format eines Fußverkehrs-Checks, dass die „Methode“ im Titel hat.
- Frey, Oliver; Maurer, Susanne; Reutlinger, Christian; Kessl, Fabian: Handbuch Sozialraum, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden August 2005 1. Auflage und Fussverkehr Schweiz(Hrsg.), Samuel Flükiger, Henny Leuba: Qualität von öffentlichen Räumen – Methoden zur Beurteilung der Aufenthaltsqualität, Zürich September 2015 sowie Forschungsstelle Eisenheim: Burano – eine Stadtbeobachtungsmethode zur Beurteilung der Lebensqualität. Oberhausen, 1976
- Stadtentwicklung Wien (Hrsg.): Elisabeth Irschik, Astrid Konrad, ff.: Christian-Broda-Platz: Prozess – AkteurInnen – Nutzung, Wien März 2011.
- Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.): Merkblatt für die Ausbildung und Zertifizierung der Sicherheitsauditoren von Straßen MAZS, Ausgabe 2009
- Eine verkürzte Protokollvorlage von der Begehung in der Modellstadt Jena des Projektes „Fußverkehrsstrategie“.
- veränderbare Vorlage als Beispiel für eine Einführung in den Fußverkehrs-Check „Wetterleuchten“
- Die Auswertung der Protokollvorlagen des Fußverkehrs-Checks in Jena finden Sie unter unter www.fussverkehrsstrategie.de > Jena oder den Check „Wetterleuchten“ als Download
- Die Protokollvorlage von der Begehung in der Modellstadt Eisenach des Projektes „Fußverkehrsstrategie“.
- veränderbare Vorlage als Beispiel für eine Einführung in den Fußverkehrs-Check „Stadt wahrnehmen!“
- Genauere Informationen finden Sie unter www.junge-leute-zu-fuss.de > Fachexkursion
- Eine Übersicht über die Aktivitäten in der Modellstadt Rendsburg finden Sie unter www.fussverkehrsstrategi.de > Rendsburg oder den Check „Stadt wahrnehmen“ als Download
- Genaueres finden Sie unter Konzeption Fußverkehrs-Checks als Teil der Fußverkehrsförderung des Landes Baden-Württemberg
- Siehe Methoden Themen-, Erfahrungs-, und Erhebungsorientierte Begehungen
- Eine ausführliche Beschreibung finden Sie in der Broschüre der Planersocietät – Stadtplanung, Verkehrsplanung, Kommunikation (Auftragnehmer), NVBW – Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (Auftraggeber): Fußverkehrs-Checks, Leitfaden zur Durchführung, Dortmund/Karlsruhe, Oktober 2016, Seite 14 oder als Download
- Siehe Fussverkehr Schweiz (Hrsg.): Augenschein Fussverkehr, Zürich, 31. Mai 2005 und Fussverkehr Schweiz (Hrsg.): Augenschein Fussverkehr - Instrument für ein besseres Fusswegnetz, März 2006. www.fussverkehr.ch > Redaktion > Augenschein.
- Nähere Informationen und weitere hilfreiche Beispielfragen für einen Fußverkehrs-Check finden Sie in walk-space.at – Der Österreichische Verein für FußgängerInnen (Hrsg.): „Fussgängercheck“ für Städte & Gemeinden. www.walk-space.at > Beschreibung
- Vgl. Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Region Frankfurt RheinMain: Nahmobilitäts-Check – Pilotkommunen gesucht!, www.ivm-rheinmain.de > Pilotkommunen gesucht , aufgerufen am: 27.12.2017, www.wirtschaft.hessen.de > Pressemitteilung, www.primavera24.de > Nahmobilitäts-Check, www.planersocietaet.de > Namobilitäts-Check in Hattersheim und Limburg, Offenbach: www.mobilitaetloesung.de > Mobilitätskonzepte ; www.leitbildmobilitaet.de > Mobilitätsforum 6/2016
- Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen FGSV (Hrsg.): Empfehlungen für das Sicherheitsaudit von Straßen ESAS (R 2), Ausgabe 2002, 3. Auditphasen
- ESAS 2002, 1.2 Geltungsbereich und 1.3 Ziel und Definition des Sicherheitsaudits
- ESAS 2002, Anhang 2.3 Hauptverkehrsstraßen und 2.4 Erschließungsstraßen
- ESAS 2002, 7.1 Anforderungen an die Auditoren und noch eindeutiger in MAZS, 2. Anforderungen an den auszubildenden Auditor
- Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen FGSV (Hrsg.): Merkblatt für die Ausbildung und Zertifizierung der Sicherheitsauditoren von Straßen MAZS (R 2), Ausgabe 2009. Kritische Anmerkungen finden Sie unter: www.geh-recht.de > Planungsgrundlagen > Empfehlungen-Sicherheitsaudit
- Das Wort „Abwägung“ taucht zwar im Text der ESAS auf, ist aber in den Ablaufplänen nicht enthalten.
- Detailliertere Informationen finden Sie in Urban Mobility Research / Stadt Zürich, Sauter, Daniel: Das Limmatquai vor und nach der Neugestaltung. Fuss- und Veloverkehrsaufkommen, Verweilen im öffentlichen Raum und Verkehrsablauf im Vergleich der Jahre 2004-2005-2008, Zürich Juni 2009 und eine Kurzbeschreibung in Fussverkehr Schweiz(Hrsg.), Samuel Flükiger, Henny Leuba: Qualität von öffentlichen Räumen – Methoden zur Beurteilung der Aufenthaltsqualität, Zürich September 2015.
- siehe Cosco, Nilda G., Robin C. Moore, Mohammed Z. Islam: Behavior Mapping: A Method for Linking Preschool Physical Activity and Outdoor Design, in: Official Journal of the American College of Sports Medicine, USA Dezember 2009 und eine Kurzbeschreibung in Fussverkehr Schweiz (Hrsg.), Samuel Flükiger, Henny Leuba: Qualität von öffentlichen Räumen – Methoden zur Beurteilung der Aufenthaltsqualität, Zürich September 2015.
- Girod, Isabell: Analyse der Fussgängerfreundlichkeit und der Sitzgelegenheiten für ältere Menschen, Neuenburg Juni 2017. www.mobilservice.ch > Praxis , abgerufen am 26.07.2017.
- Swiss National Science Foundation (Hrsg.), Elisabeth Bühler-Conrad, Heidi Kaspar, Frank Ostermann: NFP 54 Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung – Nachhaltiges Entwerfen, Bewirtschaften und Aneignen städtischer Parkanlagen, Zürich, Dezember 2008 und Fussverkehr Schweiz(Hrsg.), Samuel Flükiger, Henny Leuba: Qualität von öffentlichen Räumen – Methoden zur Beurteilung der Aufenthaltsqualität, Zürich September 2015.
- Den Schlussbericht, den Leitfaden und die zehn Berichte aus den Pilotgemeinden finden Sie unter: www.strukturelle-bewegungsfoerderung.ch > Gemeinde_Bewegt Weitere Quellen sind: Fussverkehr Schweiz (Hrsg.): „GEMEINDE BEWEGT“ - Leitfaden zur Umsetzung von struktureller Bewegungsförderung in den Gemeinden, St.Gallen, Dezember 2013, Kanton St.Gallen Gesundheitsdepartement, Bildungsdepartement, Baudepartement, Furrer, Robert für Fussverkehr St.Gallen: „GEMEINDE BEWEGT“: Strukturelle Bewegungsförderung in der Stadt St.Gallen: Problemstellen im Fuss- und Veloverkehr – Erhebungen im Quartier Lachen / Sömmerli der Stadt St.Gallen, St.Gallen, Oktober 2013, Fussverkehr Schweiz (Hrsg.); Schweizer, Thomas: Fussverkehrs-Check in den Kommunen – Beispiele aus der Schweiz, Stuttgart, Februar 2015 und Amt für Gesundheitsvorsorge, Amt für Sport und dem Tiefbauamt, Fachstelle Fuss- und Veloverkehr: Kanton St.Gallen: GEMEINDE BEWEGT – Merkblatt Version 1.0, St.Gallen.
Die Literatur zum Thema wurde noch einmal gesondert zusammengestellt.
Konzeptionelle Einbindung von Fußverkehrs-Checks (Konzeption)
Zuerst sollen folgende drei Fragestellungen über die „Alleinstellung“ von Fußverkehrs-Checks und die Nutzung der Ergebnisse untersucht werden:
- Kann auch ein einzelner Fußverkehrs-Check zielführend sein?
- Lassen sich mit einem Fußverkehrs-Check auch andere Aktivitäten verknüpfen?
- Stößt man mit einem Fußverkehrs-Check nicht sehr schnell an Grenzen?
Es gibt vielfältige Konstellationen, in denen Fußverkehrs-Checks organisatorisch und inhaltlich eingebunden werden können. In Deutschland gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen, hier sollen zwei Beispiele näher erläutert werden:
- Fußverkehrs-Checks als Teil eines bundesweiten Projektes für kommunale Fußverkehrsstrategien
- Fußverkehrs-Checks als Teil der Fußverkehrsförderung des Landes Baden-Württemberg
Zum Schluss folgen die
Kann auch ein einzelner Fußverkehrs-Check zielführend sein?
Grundsätzlich ist es nicht verwerflich, einen Fach-Check oder eine Gruppen-Begehung als eine erst einmal für sich allein stehende Aktivität durchzuführen. Wenn z.B. eine Bürgerinitiative, ein Stadtteil- oder Sanierungsbüro oder ein Interessenverband die Öffentlichkeit auf Missstände aufmerksam machen möchte und für diesen Zweck Bürgerinnen und Bürger, Menschen aus der Verwaltung und der Politik etc. einlädt, sich diese Missstände vor Ort einmal anzusehen, dann kann dies durchaus eine zielführende Vorgehensweise sein (vergleiche auch Ziele). In der Regel wird es anschießend darüber noch ein Fachgespräch in der Verwaltung geben. Doch schon hier sollten die Organisatoren darauf achten, dass die Themen nicht sehr schnell von der Straße auf die Schreibtische und dann in die Ablagen wandern.
Allerdings sind auch dann die Erkenntnisse aus der Begehung bei den Beteiligten nicht gelöscht. Die örtliche Wahrnehmung ist als Medium nicht durch Diskussionsveranstaltungen ersetzbar. In der Literatur werden solche „Alleingänge“ bisher weitestgehend vernachlässigt, obwohl die Fußverkehrs-Checks in Deutschland in dieser Vorgehensweise ihren Ursprung haben.(1) Eine wesentliche Voraussetzung für die Durchführung einer Gruppen-Begehung ist allerdings, dass die durchführende Person vorher zumindest einen internen Fußverkehrs-Check auf der Route durchgeführt hat.
Lassen sich mit einem Fußverkehrs-Check auch andere Aktivitäten verknüpfen?
Man kann einen Fußverkehrs-Check auswerten und anschließend durch gezielte Fußgänger-Befragungen oder eine kleine Ausstellung ergänzen. Es ist auch möglich, die Ergebnisse in einem „Check ohne Ortsbegehung“ vorzustellen und zu diskutieren oder gar die Verbesserungen zur „Abstimmung“ zu geben (2). Viele Fußverkehrs-Checks eignen sich auch, um anschließend noch einmal die gleiche Strecke zielgruppengenauer zu untersuchen, z.B. aus der Sicht von Kindern, mobilitätseingeschränkten Personen, etc.. Die bei einem Fußverkehrs-Checks entstehenden Situations-Fotos sind für die Öffentlichkeitsarbeit und auch für örtliche Bürgerveranstaltungen sehr gut geeignet, denn dort werden Fotos mit Ortsbezug besser wahrgenommen als allgemeine Beispiele. Auf jeden Fall sollten sich die Check-Ergebnisse nicht nur Stadt- und Verkehrsplaner in den Gemeinden ansehen, sondern auch die anderen Abteilungen in den Verwaltungen, die Beiräte und auch die Unfallkommission.
Stößt man mit einem Fußverkehrs-Check nicht sehr schnell an Grenzen?
Allein mit einem solchen Check wird eine Stadtstruktur nicht fußgängerfreundlicher, aber er kann z.B. den Blick bei den Beteiligten dafür schärfen, welche Maßnahmen eine Verbesserung herbeiführen würden. Fußverkehrs-Checks dürfen also in ihrer Wirkung nicht überschätzt werden, d.h. wenn die Erwartungen (siehe Ziele) zu hoch geschraubt werden, kann es zu Enttäuschungen kommen. Häufig werden angesprochene Änderungsvorschläge auch schnell als nicht sachgerecht, nicht umsetzbar oder auch als politisch nicht durchsetzbar eingestuft und sind dann erst einmal wieder „vom Tisch“. Wenn also eine Stadtverwaltung die Durchführung eines Fußverkehrs-Checks wünscht, muss sie damit rechnen, auch über Probleme zu erfahren, die von ihr selbst noch gar nicht wahrgenommen wurden. Es ist also auf jeden Fall hilfreich, wenn der Fußverkehrs-Check von der Verwaltung und/oder der Politik gewünscht wird und ein gewisses Maß an Offenheit besteht gegenüber Anregungen, Wünschen oder auch Forderungen. Selbst heftige Attacken müssen Verwaltungen und Politik ohnehin aushalten können. Da ist es allemal günstiger für alle Beteiligten, Widersprüche direkt am Beispiel miteinander auszutragen und gemeinsam zu erkennen, wo es wirklich Umsetzungsschwierigkeiten gibt oder wo bisher die Herausforderungen noch gar nicht erkannt wurden. Zur Überwindung von Barrieren zwischen den Beteiligten bietet es sich an, Fußverkehrs-Checks mit Gesprächen, Workshops und öffentlichen Veranstaltungen zu verknüpfen.
Fußverkehrs-Checks als Teil eines bundesweiten Projektes für kommunale Fußverkehrsstrategien
Im Rahmen des Projektes „Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien“ (3) wurden in den Modell- und Kontaktstädten verschiedene Fußverkehrs-Checks durchgeführt. Ihr Ziel war es, städteübergreifende Themenstellungen und bisherige Hemmnisse gegen eine strategische Förderung des Fußverkehrs zu ermitteln und gleichzeitig vor Ort die Kräfte zu stärken, die sich für eine systematischere Förderung des Zu-Fuß-Gehens einsetzen. Für diese Zielsetzung wurde eine Kombination von Fußverkehrs-Checks (siehe auch Durchführung) mit Workshops und Fachgesprächen in recht unterschiedlicher Zusammensetzung erprobt. Als besonders zielführend und auch effektiv hat sich folgende Systematik mit mindestens drei Ortsterminen herausgestellt, hier eine Kurzdarstellung:
Ortstermin | Aktivitäten: (4) | Vor- und Nachbereitungen, ohne Organisationsaufgaben: |
---|---|---|
1.Termin nachmittags |
Vorgespräch mit Verwaltungsmitarbeitern:
|
|
2. Termin, 1. Tag
2.Tag |
Erster Workshop „Wo stehen wir und wo wollen wir hin?“ (Verbände, etc.)
Erster Fußverkehrs-Check (Fach-Check)
|
|
3. Termin 1. Tag
2. Tag |
Zweiter Fußverkehrs-Check (Gruppen-Begehung)
Zweiter Workshop „Wie wollen wir unsere Ziele erreichen?“ (Verwaltung)
|
|
Der erste Fußverkehrs-Check war anfänglich lediglich als eine notwendige Grundlage für die Durchführung einer Gruppen-Begehung (zweite Fußverkehrs-Check) gedacht und hätte auch intern für den Aufbau des „Hintergrundwissens“ dienen können. Es stellte sich aber sehr schnell heraus, dass die Auswertung des Formates „BlitZlicht“ für die gesamte weitere Diskussion von Bedeutung war. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verwaltungen bezogen sich gerade auf die darin dargestellten Schwächen und Stärken und sahen in diesen Fußverkehrs-Checks eine Art gutachterliche Stellungnahme. Bereits im Verlauf des Projektes wurden einzelne Maßnahmenvorschläge umgesetzt. Beim zweiten Workshop wurden immer wieder auch Vorschläge aus diesem Fußverkehrs-Check in die Priorität gesetzt. Es kann also aufgrund dieser Erfahrungen empfohlen werden, alle Schritte und Handlungsweisen zumindest für die Beteiligten transparent zu machen (3) und auch Zwischenergebnisse zu nutzen.
Der im Vorgespräch geplante zeitliche Ablauf konnte wegen Ferien- und Urlaubszeiten, Krankheiten und den zunehmenden Teilnahmewünschen in keiner der Modellstädte exakt in dieser Form umgesetzt werden. Mitunter waren Fußverkehrs-Check und Workshop nicht direkt hintereinander durchführbar oder die Routen wurden noch einmal verändert und es war dadurch ein vierter Termin erforderlich. Jeder zusätzliche Termin erweiterte allerdings auch die Sichtweisen und stärkte das Gefühl für die zu untersuchende Stadt. Wichtig für die Umsetzung von konzeptionell eingebundenen Fußverkehrs-Checks ist die personelle Kontinuität (4) in einer Stadt und dass die Durchführenden auch einmal Zeit finden, die Stadt und die Gegebenheiten selbst und mit Ruhe wahrzunehmen.Nachteil dieser Aktivitäten ist zumeist, dass sie zu kurzfristig angelegt sind. Selbst punktuelle kleinere Strukturmaßnahmen benötigen ihre Zeit und wenn es darum geht, das Thema „Mobilität zu Fuß“ zu positionieren, braucht man einen langen Atem. Deshalb wurden am Ende dieses Projektes alle Möglichkeiten sondiert, die eine Weiterentwicklung voran bringen könnten, z.B. sind öffentliche Veranstaltungen geplant (Rendsburg, Chemnitz), die Öffentlichkeitsarbeit soll stärker auf die Mobilitäts-Kultur ausgerichtet werden (Chemnitz), ein Projekt mit Studentinnen und Studenten soll die Fußverkehrs-Checks bis in die Stadtteile fortsetzen (Marl), der Fußverkehr soll im neuen Verkehrsentwicklungsplan priorisiert werden (Eisenach).(3)
Fußverkehrs-Checks als Teil der Fußverkehrsförderung des Landes Baden-Württemberg
Das Land Baden-Württemberg hat als erstes Flächenland in Deutschland (25) ein Programm zur systematischen Förderung des Fußverkehrs eingeleitet. Ziel ist es, bis zum Jahre 2030 den landesweiten Fußwegeanteil (Modal Split) auf 30 % zu steigern.(26) Die Fußverkehrs-Checks sind im Rahmen dieser Strategie ein zentraler Ansatzpunkt.(27) Allerdings wird hier der Begriff „Check“ nicht nur für die Checks und Begehungen verwendet, sondern für eine Fünf-Schritte-Konzeption einschließlich der Vor- und Nachbereitungen und der Workshops. Es folgt eine Kurzdarstellung.(28)
Schritt 1: Die Vorbereitungen zum Fußverkehrs-Check
- Festlegung einer zentralen Ansprechperson in der Verwaltung
- Überlegung, wer aus der Verwaltung noch eingebunden werden sollte
- Einigung auf einen oder mehrere thematische Schwerpunkte
- Wahl des Quartiers bzw. des Untersuchungsgebietes
- Erste Überlegungen zur Routenfestlegung
- Zusammenstellung der möglichen teilnehmenden „Schlüsselakteure“
- Erarbeitung eines Projektplans mit einer klaren Zeitschiene
Schritt 2: Der Auftaktworkshop
- Vorstellung der Belange von Zu-Fuß-Gehenden
- Diskussion der vorgeschlagenen thematischen Schwerpunkte
- Gedankenaustausch über die Routenfestlegung
- Gegenseitiges Kennenlernen der Beteiligten und Erfahrungsaustausch
Schritt 3: Die Durchführung der Begehung bzw. der Begehungen
- Route: 2-3 Kilometer lang / Dauer: maximal 2 Stunden / Teilnehmeranzahl: maximal 30 Personen / Begleitung: ModeratorIn + Assistenz (z.B. Fotos)
- Durchführung einer themen-, erfahrungs- oder erhebungsorientierten Begehung oder einer Kombination der unterschiedlichen Begehungstypen (29)
- Betrachtung von Problemen und Belangen der Zu-Fuß-Gehenden in der verkehrlichen Situation
- Fachlicher Input durch die Verwaltung oder das Fachbüro an den Stationen
- Austausch der unterschiedlichen Sichtweisen an den jeweiligen Stationen
- Erläuterung der Sachverhalte durch VerwaltungsmitarbeiterInnen
- Moderation zwischen den Meinungsunterschieden
Schritt 4: Der Abschlussworkshop
- Zusammenfassung und Strukturierung der Ergebnisse der Begehung
- Vorstellung ausgewählter Maßnahmenvorschläge
- Priorisierung und zeitliche Zuordnung von Strukturmaßnahmen
- Hinweise zur Implementierung der Fußverkehrsbelange in das zukünftige Planungsgeschehen
- Ausblick und weiteres Vorgehen
- Evaluation des Fussverkehrs-Checks
Schritt 5: Die Nachbereitung des Fußverkehrs-Checks
- Erstellung einer abschließenden Dokumentation
Die ersten Fußverkehrs-Checks im Jahr 2015 waren ein so großer Erfolg, dass sie in den Folgejahren in weiteren Städten durchgeführt wurden. Siehe unter Formate und Beispiele.
Quellenangaben und Anmerkungen
- siehe Formate „BlitZlicht“ und die entsprechenden aktuelleren Beispiele.
- vergleiche z.B. „Sofa-Check“
- Aktuelle Informationen sind der Website www.fußverkehrsstrategie.de zu entnehmen.
- Die Aktivitäten wurden in der Hauptsache von zwei ortsfremden Personen durchgeführt, die keine Auftragsabhängigkeit hatten. Der „Blick von außen“ und auch die „Unabhängigkeit“ wurden von allen Beteiligten immer wieder als besonders positiv dargestellt. Für die Fußverkehrs-Checks war insbesondere Dipl.Ing. Bernd Herzog-Schlagk aus Berlin
- und für die Durchführung der Gespräche und Workshops Dr. Viktoria Wesslowski aus Hamburg (https://ideenmosaik.de/) verantwortlich.
- Am ersten Sondierungsgespräch nahmen in drei Städten die Personen aus der Verwaltung teil, die an der Bewerbung zur Modellstadt „Fußverkehrsstrategie“ beteiligt waren; in einer Stadt ein Querschnitt durch die verschiedenen Verwaltungsabteilungen und in einer anderen bereits Vertreterinnen und Vertreter von Beiräten und Verbänden.
- Im Rahmen des Projektes wurde lediglich die Ketso-Methode vorgestellt, weil sie in allen Modellstädten angewendet werden sollte, um Vergleichsmöglichkeiten zwischen den Städten zu ermöglichen. Eine kurze Erklärung der Methode finden Sie unter www.facilitating-sustainable-practices.de > die Ketso Methode.
- Im Rahmen des Projektes wurden die Methode Fußverkehrs-Check nur kurz angerissen und lediglich die drei Formate „BlitZlicht“, „Wetterleuchten“ und „Stadt wahrnehmen!“ in der möglichen Durchführung vorgestellt, weil deren Kombinationen erprobt werden sollten.
- Die Mobilitätskonzepte der Modellstädte finden Sie unter www.fussverkehrsstrategie > Modellstädte jeweils im Abschnitt „Mobilitäts-Konzepte für X-Stadt“.
- näheres unter Ziele und unter Durchführung Wo kann man einen Fußverkehrs-Check durchführen?
- Im Rahmen des Projektes wurden die Stadtverwaltungen befragt, wen sie bisher bei Fußverkehrsthemen angesprochen oder integriert haben. Es haben sich 68 Städte ab 20.000 Einwohnern dazu geäußert, eine Auflistung finden Sie unter www.fussverkehrsstrategie.de > Interessengruppen
- Der Zeitplan war eine Herausforderung, nicht zuletzt, weil im Verlauf des Projektes die Abteilungsleitungen oder Bürgermeisterin/Bürgermeister dabei sein wollten und es immer schwieriger wurde, freie Termine zu finden. Dies wurde allerdings auch als eine sehr positive Entwicklung angesehen.
- Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verwaltungen der ausgewählten Modellstädte hatten das Bedürfnis, bereits beim ersten Termin eine Ortsbegehung vorzunehmen. Dadurch gab es zwar Doppelungen (fast ein dritter Fußverkehrs-Check), aber es wurde den Beteiligten auch deutlicher, welche Streckenabschnitte für die Routenwahl geeignet sind.
- Die Protokolle dieser Vorgespräche in den Modellstädten finden Sie unter www.fussverkehrsstrategie.de > Modellstädte jeweils im Abschnitt „Projekt-Konzepte für die X-Stadt“ als „erste Gesprächsrunde (PDF)“.
- Hinweise dazu finden Sie unter Durchführung/ Wie sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzubeziehen?
- Die sehr umfangreichen Auswertungen in den Modellstädten finden Sie unter www.fussverkehrsstrategie > Modellstädte jeweils im Abschnitt „1. Workshop: X-Stadt – Wo stehen wir und wo wollen wir hin? (PDF)“.
- Die Festlegung der Begehungs-Route ist eine der schwierigeren Aufgaben, Hinweise dazu finden Sie unter Durchführung/ Wo kann man einen Fußverkehrs-Check durchführen?
- Die Auswertung der Fach-Checks in den Modellstädten finden Sie unter www.fussverkehrsstrategie.de > Modellstädte, jeweils im Abschnitt „1.Fußverkehrscheck: X-Stadt – z.B. Weg von … nach – „BlitZlicht“ (PDF)“.
- Die einzelnen Fazite befinden sich unter www.fussverkehrsstrategie.de > Modellstädte, jeweils am Ende des Abschnittes „1.Fußverkehrscheck: X-Stadt – z.B. Weg von … nach – „BlitZlicht“ (PDF)“.
- Ein veränderbares Beispiel finden Sie unter Durchführung – Beispiel für eine Einführung in einen Fußverkehrs-Check.
- Eine Protokollvorlage finden Sie unter Stadt wahrnehmen! Vorlage – Beispiel Eisenach (PDF).
- Für die durchgeführten Formate wurden neben den Protokollvorlagen Klemmbretter und Kugelschreiber zur Verfügung gestellt.
- Die Zusammenfassung aller Protokolle der Teilnehmenden an den Fußverkehrs-Checks in den Modellstädten finden Sie unter www.fussverkehrsstrategie.de > Modellstädte, jeweils im Abschnitt „2. Fußverkehrscheck – „Stadt wahrnehmen!“ (PDF) als eine Protokollzusammenfassung“.
- An der Abschlussrunde nahmen in der Regel die Personen aus der Verwaltung teil, die an der Bewerbung zur Modellstadt „Fußverkehrsstrategie“ beteiligt waren, sowie in einigen Städten Abteilungsleiterinnen und –leiter sowie Bürgermeisterin und Bürgermeister.
- Die Protokolle der Abschlussgespräche in den Modellstädten finden Sie unter www.fussverkehrsstrategie.de > Modellstädte, jeweils im Abschnitt „2. Workshop: X-Stadt – Wie wollen wir unsere Ziele erreichen? (PDF)
- Das erste Bundesland war Berlin, hier wurde im Juli 2011 die „Fußverkehrsstrategie für Berlin“ vom Senat beschlossen, siehe: www.berlin.de > Verkehr > Fußgänger
- Das ist eine ambitionierte Zielvorgabe, bisher sind es etwa 23 % (Mobilität in Deutschland).
- Das Grundlagendokument des Verkehrsministeriums finden Sie unter: www.vm.baden-wuerttemberg.de > Redaktion > Broschüren > 171012
- Diese und alle folgenden und weiterführenden Informationen finden Sie in der Broschüre der Planersocietät – Stadtplanung, Verkehrsplanung, Kommunikation (Auftragnehmer), NVBW – Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (Auftraggeber): Fußverkehrs-Checks, Leitfaden zur Durchführung, Dortmund/Karlsruhe, Oktober 2016 oder unter www.vm.baden-wuerttemberg.de > Redaktion
- Die verschiedenen Begehungstypen werden im Abschnitt Methoden >Teilüberschrift … genauer dargestellt.
Die Literatur zum Thema wurde noch einmal gesondert zusammengestellt.
Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung eines Fußverkehrs-Checks (Durchführung)
Die Vorbereitung eines Fußverkehrs-Checks benötigt für die Routenfestlegung mitunter einen recht hohen zeitlichen Aufwand. Die Terminierung und die Einladungen sind in der Regel schneller zu erledigen. Folgende Fragestellungen sind zu beachten:
- Auf was sollten Sie bei einem Fußverkehrs-Check besonders achten?
- Wer kann einen Fußverkehrs-Check leiten?
- Wer sollte an einem Fußverkehrs-Check teilnehmen?
- Wo kann man einen Fußverkehrs-Check durchführen?
- Zu welcher Zeit sollte der Fußverkehrs-Check stattfinden?
- Sind die örtlichen Medien anzusprechen?
- Wie sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzubeziehen?
- Welche Nachbereitungen sind notwendig?
- Ist der Fußverkehrs-Check in weitere Aktivitäten einzubinden?
Zum Schluss folgen die
Auf was sollten Sie bei einem Fußverkehrs-Check besonders achten?
Beim Fußverkehrs-Check, das sagt der Name, geht es vorrangig darum, die Situation auf Straßen und Plätzen, sowie an Übergängen aus der Sicht der Fußgängerinnen und Fußgänger zu betrachten. Der Begriff „Fußgänger“ wird in der Straßenverkehrs-Ordnung allerdings recht weit gefasst. Dazu gehören „Schiebe- und Greifreifenrollstühle, Rodelschlitten, Kinderwagen, Roller, Kinderfahrräder, Inline-Skates, Rollschuhe und ähnliche nicht motorbetriebene Fortbewegungsmittel“ (1) und „Krankenstühle […] mit Schrittgeschwindigkeit“(2). „Kinder bis zum vollendeten achten Lebensjahr müssen, ältere Kinder bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr dürfen mit Fahrrädern Gehwege benutzen“. Kinder bis zum vollendeten achten Lebensjahr dürfen darüber hinaus mit dem Fahrrad von einer „Aufsichtsperson“ im Alter von mindestens 16 Jahren begleitet werden.(3) Damit hat der Gesetzgeber ein unkontrollierbares weites Feld eröffnet und bei der Durchführung eines Fußverkehrs-Check den Beteiligten die undankbare Aufgabe der Abwägung zugewiesen, ob eine Situation so akzeptabel oder aus Sicht von wirklich zu Fuß Gehenden nicht mehr hinnehmbar ist.(4) Hier wird es insbesondere bei Gruppenbegehungen mit stark durchmischter Beteiligung stets widersprüchliche Auffassungen geben.
In diesem Zusammenhang sollten dennoch das Schutzbedürfnis (Verkehrs- und soziale Sicherheit) und auch der Komfort für „frei laufende“ Kinder, Kindergruppen, sich lebhaft bewegende Jugendliche, einzelne Erwachsene, Paare, kleine Gruppen, Menschen jeden Alters, die einfach mal auf Fußverkehrsflächen entspannt gehen möchten, Gehende mit Mobilitätseinschränkungen sowie ältere Menschen eine wesentliche Rolle spielen. Dabei ist die Umsetzung der Barrierefreiheit für alle diese unterschiedlichen Zielgruppen ein wichtiger Schritt und mitunter auch ein Bindeglied, muss aber nicht bei jedem Fußverkehrs-Check die Hauptrolle spielen (vgl. Ziele).
Sie werden allerdings sehr bald feststellen, dass Sie bei einem Fußverkehrs-Check die Augen nicht vor Mängeln in der Fahrrad-Infrastruktur verschließen können. Häufig ergeben sich Verbesserungen für die Verkehrssicherheit und den Komfort der Gehenden durch Maßnahmen, die den Radfahrenden eindeutige eigene Verkehrsflächen (Fahrspuren und auch Stellplätze) zuweisen. Andererseits sind insbesondere in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs zu Lasten der Bedingungen des Fußverkehrs umgesetzt worden und diese sollten selbstverständlich bei einer Mängelanalyse entsprechend berücksichtigt werden.(5)
Darüber hinaus wird je nach Routenwahl mehr oder weniger deutlich die Erreichbarkeit der Haltepunkte der öffentlichen Verkehrsmittel eine Rolle spielen.(6) Sie sollten sich dabei bewusst sein, dass eine Förderung des Zu-Fuß-Gehens bereits in Städten mit ab etwa 20.000 Einwohnern ohne den öffentlichen Personennahverkehr kaum denkbar ist. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn es sich um eine Kleinstadt mit Eingemeindungen handelt, die über keine eigene städtische Infrastruktur verfügen.
Es wird kaum gelingen, auf einer Route alle möglichen Fragestellungen von der Bordsteinabsenkung bis hin zum Gehgefühl aufgrund der räumlichen Situation beantworten zu können. Die notwendige Eingrenzung hängt mit den Zielen und Schwerpunktsetzungen zusammen (z.B. Barrierefreiheit bzw. Spaß am Gehen fördern). Fußverkehrs-Checks können mit dem Gefühl und dem Wissen der Beteiligten durchgeführt werden oder auch anhand von selbst gefertigten oder von anderen bereits vorher erstellten Check-Listen.
Wer kann einen Fußverkehrs-Check leiten?
Grundsätzlich ist dazu jeder Mensch in der Lage, der als zu-Fuß-Gehender über Erfahrungen verfügt, sich einen Blick angeeignet hat und die Schwächen und Stärken (gute Beispiele) im öffentlichen Raum wahrnehmen kann. Für spezielle Schwerpunktsetzungen sollte ein gewisses Maß an Hintergrundwissen auf diesem Gebiet vorhanden sein oder zu zumindest das Wissen darüber, wo etwas nachzulesen ist.(7) Die Vorbereitung und Leitung eines Fußverkehrs-Checks können also Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in Verwaltungen, Parteigremien, Fachbeiräten, Stadt- oder Stadtteilgremien, Planungsbüros, universitären Projektgruppen, Verbänden oder auch durchaus Anwohnerinnen und Anwohner übernehmen. Es können aber auch ganz bewusst Fußverkehrs-Checks von ortsfremden Personen durchgeführt werden, um damit eine möglichst unvoreingenommene Wahrnehmung der Situationen einzubringen. Soll allerdings eine Gruppen-Begehung durchgeführt werden, muss die leitende Person auf jeden Fall vorher auf der gleichen Route zumindest einen internen Fußverkehrs-Check selbst durchgeführt haben.
In Deutschland ist es üblich, gerne einmal von „professionellen Fußverkehrs-Checks oder -Audits“ zu sprechen. Als professionell wird eine Aktivität bezeichnet, die als Beruf betrieben wird. Man verwendet sogar heute noch die Begriffserläuterung „fachmännisch“, wohlwissend, dass selbstverständlich die Durchführung keine reine Männersache sein sollte - gerade beim Thema Fußverkehr nicht.(8) Auf jeden Fall geht es um die Abgrenzung gegenüber Laien oder Amateuren. Diese aber kann bei den anstehenden doch eher alltäglichen Fragestellungen kaum als angemessen angesehen werden. Ein Laie kann sich durchaus auf dem Weg jahrelanger Geh-Erfahrungen auf der ausgewählten Route sehr gut auskennen und dadurch an den wesentlichen Betrachtungsorten die richtigen Fragen stellen und möglicherweise auch zielführende Antworten geben. Bei Gruppen-Begehungen muss allerdings eine Leitungs- oder Moderatorenrolle übernommen werden können. Auch dazu sind Laien oder Fachleute gut oder eben weniger gut in der Lage.
Die Anzahl der Begleitpersonen bei Gruppen-Begehungen hängt vom gewählten Format des Fußverkehrs-Checks ab. Wegeleitung, Moderation und Diskussionsleitung können durchaus von einer Person übernommen werden. Soll ein Protokoll angefertigt werden oder sind Fotos zu machen, muss dies jedoch unbedingt eine zweite Person übernehmen.
Wer sollte an einem Fußverkehrs-Check teilnehmen?
Das hängt weitestgehend von den ortsbezogenen Zielen und von der thematischen Schwerpunktsetzung des Fußverkehrs-Check ab. Hierzu gibt es in der Literatur mehrfach den Hinweis, dass Fußverkehrs-Checks auch gleichzeitig stets einen Partizipationsansatz verfolgen müssen. Daraus ließe sich folgern, dass immer die Bürgerinnen und Bürger oder zumindest die Anwohnerinnen und Anwohner an der Begehungs-Route einzubeziehen sind. Es gibt aber sehr verschiedene Formate von Fußverkehrs-Checks. Einige werden nur von einer Person oder einer ganz kleinen Gruppe durchgeführt. Bei anderen nehmen weitestgehend nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Verwaltungsstellen teil, oder sie zielen darauf ab, den Fußverkehr ins Bewusstsein der Kommunalpolitik zu bringen. Bei Gruppenbegehungen sollten Sie allerdings darauf achten, dass thematisch zuzuordnende Multiplikatorinnen und Multiplikatoren einbezogen werden. Das kann zielführender und effektiver sein als ein hochgehängter Beteiligungsansatz mit einer dann letztlich doch zufälligen Zusammensetzung der Gruppe aus Bürgerinnen und Bürgern, die sich teilweise nur mit einem einzigen Anliegen beteiligen. Eine repräsentative Bürgergruppe ist mit einem Fußverkehrs-Check ohnehin nicht zu erreichen.
Je nach Ziel und nach Format des Fußverkehrs-Checks sind also unterschiedliche Personenkreise anzusprechen und zu motivieren. Im Rahmen des Projektes „Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien“ wurden Stadtverwaltungen befragt, wen sie bisher bei Fußverkehrsthemen angesprochen oder integriert haben, siehe Auflistung.(9) Sie sollten allerdings darauf achten, dass die Teilnehmerzahl 25 bis allerhöchstens 30 Personen nicht überschreiten sollte, weil sonst die Kommunikation und Führung der Gruppe in einer üblichen Straßenverkehrssituation schwierig werden.
Wo kann man einen Fußverkehrs-Check durchführen?
An jedem Ort in der Stadt. Man muss sich allerdings bei der Vorbereitung und Durchführung darüber im Klaren sein, ob man sich zielführend nur mit der engeren Innenstadt (Fußgängerzone, Tempo-30-Regelungen, verkehrsberuhigte Bereiche, etc.) beschäftigen oder die Verbindungswege vom Zentrum in die anliegenden Stadtteile einbeziehen möchte. Auch ist es häufig sinnvoll, den Durchgang und die Unter- und Überquerbarkeit von Barrieren (stark befahrene Straßen, Bahnlinien, Flüsse, Straßenbahnlinien mit eigenem Bahnkörper, Fahrradschnelltrassen) dicht am Rand von Innenstädten zu analysieren und zu problematisieren. Häufig bietet es sich an, den Weg vom Bahnhof oder Zentralen Omnibusbahnhof ZOB in die Innenstadt nachzuvollziehen.(10) In größeren Städten kann es sinnvoll sein, sich auf Straßenzüge, Gebiete oder Zentren in Stadtteilen zu konzentrieren.(11) Sicher spielt die Baustruktur eine Rolle bei der Routenfestlegung (Wohngebiet, Mischgebiet mit Gewerbe, etc.) und selbst in kleineren Gemeinden und Dörfern sind Fußverkehrs-Checks möglich.(12)
Es ist stets darauf zu achten, dass die ausgewählten Bereiche oder Routen mit den Zielen und dem danach auszuwählenden Format übereinstimmen. Man sollte sich eher weniger als zu viel vornehmen. Ein Fußverkehrs-Check einer einzelnen Person auf einer Strecke von einem Kilometer ist eben nicht in einer Gehgeschwindigkeit von 4 km/h also in ca. 15 Minuten zu erledigen, sondern kann je nach Intensität ein Vielfaches davon betragen. Bei einer Gruppenbegehung ist, auch wenn die Route und die wenigen Besprechungspunkte vorher genau festgelegt wurden, mit einer Gehgeschwindigkeit von etwa einem Kilometer pro Stunde auszugehen. Bei der Routenfestlegung kommt es also in der Hauptsache darauf an, möglichst verschiedene Situationen (10 bis allerhöchstens 15) auf einer möglichst kurzen Wegstrecke zu erfassen (2 bis allerhöchstens 3 Kilometer), sodass mit einer kurzen Einführung maximal 2 ½ Stunden benötigt werden.
Anfangs- und Endpunkt der festzulegenden Route müssen nicht identisch sein. Für den Startpunkt ist es günstig, sich in einem Raum oder zumindest in einer ruhigen Ecke zu befinden, falls Materialien (z.B. Klemmbretter, Karten, Schreibwerkzeug, etc.) auszuteilen sind. Auch am Endpunkt sollte zumindest eine kurze Reflexion oder ein persönlicher Austausch zwischen den Beteiligten möglich sein. Ein gemeinsamer Kaffee/Tee bietet natürlich einen harmonischen Ausklang.
Zu welcher Zeit sollte der Fußverkehrs-Check stattfinden?
Dies hängt sehr stark von Ihren Zielvorgaben und dem Teilnehmerkreis ab. Je nachdem, ob Sie Ihren Fokus auf die Rush Hour oder eher auf den Schul- oder Einkaufsverkehr legen oder stärker das Freizeitverhalten im öffentlichen Raum beobachten wollen, ergeben sich daraus weitgehend festgelegte Zeitfenster. Sinnvoll sind auch Fußverkehrs-Checks bei Dämmerung oder Dunkelheit, insbesondere um Beleuchtungsmängel und Angsträume erkennen zu können. Es ist auch möglich, die Infrastruktur bei bestimmten Witterungsverhältnissen (Sonne, Regen, Schnee, Vereisung, etc.) zu sondieren, nur haben Sie dann häufig das Problem, keinen spontanen Termin für eine Gruppen-Begehung finden zu können.
Bei Gruppen-Begehungen gibt es einen natürlichen Zeitkonflikt zwischen den Teilnehmenden, die aus beruflichen Gründen bzw. in ihrer Arbeitszeit und diejenigen, die zeitlich nach ihrer Berufstätigkeit in ihrer Freizeit teilnehmen möchten. Hier wird sich der spätere Nachmittag als Kompromiss anbieten.
Sind die örtlichen Medien anzusprechen?
Das hängt im Wesentlichen vom gewählten Format ab, ein Fach-Check ist für die Öffentlichkeit erst einmal nicht so interessant wie z.B. eine Gruppenbegehung, an der auch Repräsentantinnen und Repräsentanten der Stadt teilnehmen. Man kann Fußverkehrs-Checks durchaus „medienwirksam“ gestalten, wenn Orte einbezogen sind, über die z.B. bereits vorher öffentlich diskutiert wurde. Es geht aber auch, wenn Missstände oder positiv herauszustellende Situationen vor Ort „überraschend“ deutlich darstellbar sind. In der Regel werden die Medienvertreterinnen und Vertreter sich bei der Begehung eher zurückhalten und ihr Bericht kann dann eher positiv oder negativ ausfallen. Das Risiko sollte man aber eingehen.
Wie sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzubeziehen?
Schon in der Einladung sollten der Anlass des vorgesehenen Fußverkehrs-Checks, die kommunale Zuordnung, die ortsbezogenen Ziele und die Schwerpunktsetzungen kurz benannt werden. Es ist wichtig, den Treffpunkt mit genauer Uhrzeit und auch den Endpunkt mit der dann auch einzuhaltenden Uhrzeit anzugeben. Als hilfreich hat sich erwiesen, der Einladung auch eine Skizze des geplanten Begehungs-Weges anzuhängen. Selbstverständlich ist es für viele motivierend, wenn die Einladung in der Verwaltungshierarchie möglichst hoch angesiedelt ist, oder gar von der Bürgermeisterin oder vom Bürgermeister unterzeichnet wird.
Am Anfang einer jeden Gruppen-Begehung sollte es zumindest eine kurze Einführung geben, die in der Intensität davon abhängig ist, inwieweit die Teilnehmenden auch bereits an anderen Veranstaltungen zur Förderung des Fußverkehrs teilgenommen haben (siehe Konzeption). Bei einigen Formaten sind Arbeitsmaterialien zu verteilen, z.B. eine Karte oder eine Übersicht über die Orte an der Route. Bei den vom FUSS e.V. in Deutschland durchgeführten Gruppen-Begehungen erhalten die Teilnehmenden zusätzlich eine Protokollvorlage, ein Klemmbrett und ein Kugelschreiber. Diese Formate (13) erfordern auch einige Ergänzungen in der Einführung.(14)
Die Einbeziehung der Teilnehmenden während der Begehung ist vom gewählten Format abhängig. In der Regel werden Situationen, mitunter auch Schwierigkeiten bei Verbesserungsmaßnahmen erläutert und es folgt jeweils eine kurze Diskussion. Die vom FUSS e.V. durchgeführten Formate beinhalten eine Protokollierung durch alle Teilnehmenden. Entweder sollen Situationen bewertet und die Bewertung kurz begründet werden (15), oder es findet eine Art Abstimmung über vorgeschlagene Maßnahmen und Maßnahmenbündel statt (16). Diese Vorgehensweise hat sich mehrfach bewährt, weil jede Teilnehmende und jeder Teilnehmer für sich Entscheidungen treffen muss und dadurch die Konzentration als Grundlage der Wahrnehmung unterstützt wird.(17) Die Herausforderung dieser Formate ist, dass sich alle Teilnehmenden eine Auswertung wünschen und diese Erfassung der zahlreichen Protokolle für die Durchführenden deutlich zeitaufwändiger ist als das Verfassen eines einzigen Protokolls.
Welche Nachbereitungen sind notwendig
Auch wenn die persönlichen Erkenntnisse bei einem Fußverkehrs-Check mit einer Gruppen-Begehung das Hauptziel sein sollten, ist es grundsätzlich immer anzustreben, den Beteiligten ein Protokoll zur Verfügung zu stellen. Wirken die protokollarischen Aufzeichnungen allerdings inhaltlich „ernüchternd“, ist zu überlegen, ob man nicht eher eine motivierende Beschreibung der Begehung erstellt. Sollte es allerdings im Rahmen der Begehung Einigkeit über notwendige Infrastrukturmaßnahmen geben, ist ein Protokoll unerlässlich und zu klären, ob ein Nachgespräch in der Verwaltung hilfreich sein kann.
Bei einem Fach-Check ist die Protokollierung mit einer Situationsbeschreibung und mit Vorschlägen für Verbesserungsmaßnahmen unerlässlich, aber häufig auch recht zeitaufwändig. Hier sind Fotos sehr wichtig und Regelwerk-Kenntnisse erforderlich.(18)
Ist der Fußverkehrs-Check in weitere Aktivitäten einzubinden?
Zu dieser Fragestellung gibt es Informationen unter „Konzeptionelle Einbindung von Fußverkehrs-Checks (Konzeption)“
Quellenangaben und Anmerkungen
- Straßenverkehrs-Ordnung StVO, zuletzt geändert am 8. Oktober 2017, § 24 Besondere Fortbewegungsmittel, Absatz (1)
- StVO, § 24, Absatz (2)
- StVO, § 2, Absatz (5)
- siehe hierzu www.gehwege-frei.de > weitere Aspekte
- siehe hierzu www.geh-recht.de > Fuss - und Radwege
- siehe hierzu www.geh-recht.de > Haltestellen
- z.B. bei www.geh-recht. de oder www.gehwege-frei.de, etc.
- www.duden.de > professionell, zuletzt aufgerufen am 23.11.2017
- Es haben sich 68 Städte mit ab 20.000 Einwohnern dazu geäußert, siehe www.fussverkehrsstrategie.de > Interessengruppen
- Im Rahmen des Projektes „Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien“ ergab es sich in allen Vorgesprächen, dass die Verbindungen vom Bahnhof zur Innenstadt in den fünf Modellstädten eine zentrale Rolle spielten, vgl. www.fussverkehrsstrategie.de > Modellstädte
- Zum Beispiel die Nauenhofer Straße in Leipzig-Stötteritz, einer Modellstadt des Projektes „Aktive Mobilität in städtischen Quartieren“ und eine Kontaktstadt im Rahmen des Projektes „Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien, siehe www.fussverkehrsstrategie.de > Leipzig oder der Fußverkehrs-Check „BlitZlicht“ als Download
- Keinen Fußverkehrs-Check, aber eine Anleitung, worauf in Dörfern zu achten ist, finden Sie unter www.fuss-ev.de > gehen bewegt das Dorf
- siehe Formate „Wetterleuchten“ und „Stadt wahrnehmen! – walk and notice“.
- veränderbare Vorlage als Beispiel für eine Einführung in den Fußverkehrs-Check, 2. Fußverkehrs Abstimmungen -Check in der Stadt Marl am 12. Oktober 2017
- Beurteilungen erfolgten im Format „Stadt wahrnehmen!“ z.B. in Marl als Download, Eisenach als Download oder Rendsburg als Download
- dieser Art erfolgten im Format „Wetterleuchten“ z.B. in Jena als Download oder im Chemnitz als Download
- Die Zusammenhänge sind unter Ziele > Was sind die zentralen Ziele aller Fußverkehrs-Checks? kurz dargestellt.
- Zahlreiche Hinweise und Hilfestellungen finden Sie unter www.geh-recht.de > Fussverkehrsanlagen. Wir empfehlen Ihnen auch den Schnelleinstieg unter www.geh-recht.de > Fragestellungen, hier finden Sie auf mehr als 100 Fragestellungen Antworten aus den Regelwerken, gegliedert in 14 Themenblöcken.
Die Literatur zum Thema wurde noch einmal gesondert zusammengestellt.
Mögliche Ziel- und Schwerpunktsetzungen bei Fußverkehrs-Checks (Ziele)
Es ist eine Grundvoraussetzung für die Vorbereitung und Durchführung eines Fußverkehrs-Checks, dass man sich über die eigenen Erwartungen und über mögliche Schwerpunktsetzungen Gedanken macht. Was wollen Sie also mit einem Fußverkehrs-Check erreichen, wo finden Sie dafür Hilfestellungen und welche Formate bieten sich dafür an? Dafür möchten wir Ihnen anhand von folgenden Fragestellungen ein paar Anregungen unterbreiten:
- Welches sind die zentralen Ziele aller Fußverkehrs-Checks?
- Möchten Sie mithilfe von Fußverkehrs-Checks eine strategische Vorgehensweise entwickeln?
- Soll der Fußverkehrs-Check auf ein bestimmtes Gebiet begrenzt sein?
- Wollen Sie für einen Straßenzug, einen Platz oder eine Querungsanlage eine Analyse von Schwächen und Stärken erarbeiten?
- Haben Sie bereits thematische Schwerpunkte ins Auge gefasst?
- Denken Sie beim Fußverkehrs-Check an eine bestimmte Zielgruppe?
- Bevorzugen Sie eine Binnen- oder auch eine Außen-Ansicht?
- Wollen Sie den Check erst einmal intern oder mit möglichst viel Öffentlichkeit durchführen?
Zum Schluss folgen zahlreiche
Welches sind die zentralen Ziele aller Fußverkehrs-Checks?
Durch Fußverkehrs-Checks mit Gruppen-Begehungen sollen die Beteiligten
- den öffentlichen Raum wahrnehmen,
- sich den Herausforderungen gegenüber sensibilisieren und
- konstruktiv an Verbesserungen für die Nahmobilität mitwirken!
Damit sind drei ganz wesentliche Zielvorstellungen benannt, die allen Formaten von Fußverkehrs-Checks innewohnen.
Der zentrale Begriff für alle Arten von Mängel-Analysen ist die Wahrnehmung. Er lässt sich folgendermaßen beschreiben:

Die Wahrnehmung ist „ein komplexer Prozess der Informationsgewinnung durch die Verarbeitung von Reizen. Die Reizverarbeitung erfolgt nach subjektiven Kriterien, [d.h. jeder Mensch] nimmt (aufgrund individueller Erfahrungen und vorheriger Lernprozesse) individuell wahr.“(1) Es geht darum, die von den Sinnesorganen (Sehen, Hören, Riechen, Fühlen, Schmecken) eintreffenden Informationen auszuwählen, zu ordnen und zu interpretieren. (2) „Ein wichtiger Parameter der Wahrnehmung ist die Aufmerksamkeit.“ (1) „Das, was wir lernen und woran wir uns erinnern, ist zum Großteil eine Funktion der Aufmerksamkeit.“ (3) Ein besonderer Zweig der Aufmerksamkeit ist die gegenüber anderen Menschen, sie wird mitunter als Achtsamkeit bezeichnet.(4)
Aufmerksamkeit und Achtsamkeit sind die Grundvoraussetzungen für die Wahrnehmung von Zuständen im öffentlichen Raum, des eigenen Gefühls und möglicherweise auch des Hineindenkens in die Situation der anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer. Dabei ist die Intensität und die Dauer der Konzentration der Beteiligten ein wichtiger Indikator für die zielgerichteten Diskussionen und Erkenntnisse. Deshalb wird in den Beschreibungen auch ein besonderer Wert darauf gelegt, ob und wie die Teilnehmenden in das Verfahren eingebunden und auch gefordert werden.
Ein wichtiger Aspekt ist es, das Problembewusstsein durch die Ansprache von Problemen zu schärfen. Gerade ein Fußverkehrs-Check, der von einer Gruppe durchgeführt wird, ist bei der gemeinsamen Begehung eines Wegeabschnittes fast immer mit einem Erkenntnisgewinn verbunden. So werden auch bekannte Wege aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, da alle Beteiligten einen anderen Erfahrungshintergrund haben. Somit wäre hier allein schon die Kommunikation vor Ort ein bedeutender Punkt.
Es wird mitunter Kritik daran geübt, dass Fußverkehrs-Checks letztlich eine Ansammlung von negativen Situationen erbringen und zu wenig positive Ansätze enthalten. Doch wenn man das „Problembewusstsein“ für den Fußverkehr fördern möchte, kommt man nicht umhin, „Probleme“ - oder wie man heute häufiger sagt: „Herausforderungen“ – auch anzusprechen. Dafür muss allerdings der „Blick geschärft“ werden, diese auch wahrnehmen zu können. Darüber hinaus, und das sollte stets auch ein Ansatz von Fußverkehrs-Checks sein, sollten ebenfalls die Stärken erkannt und benannt werden und möglicherweise als Anreiz auch positive Beispiele aus anderen Kommunen.
Ein Fußverkehrs-Check ist eine erprobte und durchaus auch eine erfolgversprechende Methode, wenn es darum geht,
a) Mängel in der Infrastruktur und auch positive Beispiele (Schwächen und Stärken) aus Fußgängersicht zu analysieren und
b) sich erste Gedanken darüber zu machen, wie die Mängel behoben werden
könnten und wie der öffentliche Raum sicherer, komfortabler und damit attraktiver gemacht werden könnte.
Auch wenn andere der gesetzten Ziele nicht in der erwünschten Form erreicht werden, werden Beteiligte äußern, dass sie die Situationen bisher so noch nicht gesehen haben. Allein dies spricht für die Praxisnähe und ist ein Erfolgsindikator.
Möchten Sie mithilfe von Fußverkehrs-Checks eine strategische Vorgehensweise entwickeln?
Sie wollen als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter in der Stadtverwaltung die übergreifende Planungsgrundlage zum Thema Mobilität (5) für Ihre Stadt aktualisieren und dabei den Fußverkehr gemäß seiner immensen Vorteilen für eine belebte, gesunde und umweltfreundliche Stadt in eine höhere Priorität setzen. Oder Sie wollen im Rahmen eines Nahmobilitätsplans eine eigenständige „Fußverkehrsstrategie“(6) entwickeln, weil Sie davon überzeugt sind, dass die Herausforderungen der Stadt letztlich nur über eine Stärkung der drei Säulen des Umweltverbundes in den Griff zu bekommen sind.
Dann ist es sinnvoll, beim Fußverkehrs-Check nicht zu sehr ins Detail zu gehen, weil es Ihnen ja darauf ankommt, Kernbereiche für zukünftige Maßnahmen-Pakete zu ermitteln. Sie kennen Ihre Stadt, wissen im Grunde genommen, wo man die Stärken verstärken und die Schwächen vermindern muss. Und dennoch fehlt Ihnen oder Ihrer Verwaltung noch die Idee, wo sinnvollerweise anzusetzen ist, damit die Bürgerinnen und Bürger die Verbesserungen dann auch wahrnehmen.
In diesem Fall werden Sie mit einem einzigen Fußverkehrs-Check nicht auskommen, sondern ihn konzeptionell mit Workshops, Fachgesprächen, öffentlichen Veranstaltungen oder Befragungen verknüpfen. Dazu bieten sich bereits erprobte und bewährte Verfahren an (7), die Sie nach Ihren Vorstellungen verändern können. Oder Sie stellen sich ein eigenes Konzept zusammen. Wie Sie es auch immer handhaben, bleiben Sie offen für Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern, Vertreterinnen und Vertretern aus Bürgerinitiativen, Stadtteilgruppen, Verbänden, Institutionen und Parteien! Achten Sie aber auch darauf, inwieweit diese stets nur ihre speziellen Interessen einbringen wollen. Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit sind ein hohes Gut, aber sie dürfen nicht zum alleinigen Maßstab für eine lebenswerte Stadt werden. Auch die Förderung des Radverkehrs ist überaus wichtig, doch darf sie nicht zu Lasten des Fußverkehrs umgesetzt werden. Solche Konfliktlinien sind insbesondere bei einer übergreifenden Betrachtung nicht zu vernachlässigen.
Sie werden als Verwaltung häufig von Missständen erfahren, die Sie selbst bereits wahrgenommen haben und gerne vermindern möchten. Aber Sie werden auch auf neue Aspekte stoßen. Nur als ein Beispiel: Sie haben Ihre Stadt eventuell noch niemals als Gast / Tourist wahrgenommen und diese Sichtweise verwundert erst einmal. Wieso muss es ein Fußgänger-Leitsystem geben, wo man doch weiß, was wo ist? Ein Fußgänger-Leitsystem macht Ihre Stadt für die „Außenwelt“ interessanter, hilft Ortsfremden sich zurechtzufinden, belebt die Straßen, die Wirtschaft, usw.
Letztlich wird es häufig darum gehen, dass der Stadt ein praxisnahes Fußwegenetz für den Alltags- und Freizeitverkehr fehlt (8) und damit verbunden auch ein entsprechendes Leitsystem. Aber es können auch die alternden oder durch Baumwurzeln aufgebrochenen Gehweg-Beläge sein, die letztlich in Priorität rutschen. Die Querungsanlagen sind natürlich ein großes Themenfeld und die Erreichbarkeit der Haltestellen des öffentlichen Verkehrs, etc.(9) Dies kann nur durch die vorgeschlagene Kombination von Gesprächen und Fußverkehrs-Checks ermittelt werden. Die Routen für die Fußverkehrs-Checks sollten dann so ausgewählt werden, dass möglichst ein Querschnitt der Herausforderungen erkennbar ist und dass sich daraus systematische Ansätze zur Förderung des Fußverkehrs zu entwickeln lassen.
Soll der Fußverkehrs-Check auf ein bestimmtes Gebiet begrenzt sein?
Sie möchten die Fußläufigkeit in einem Stadtteil verbessern und damit die Lebendigkeit des Viertels aufwerten. Sie arbeiten in der Verwaltung, in einem Sanierungs- oder Kiezladen, sind Bewohnerin oder Bewohner, bzw. vertreten einen Verband, der die Interessen einer Zielgruppe im Auge hat, die Fußverkehrsflächen nutzt.(10) Dann empfehlen wir Ihnen eines der Formate der Fußverkehrs-Checks, die erst einmal - ohne zu sehr ins Detail zu gehen – das Gebiet „durchgrasen“.(11) Es werden dann möglicherweise durch einen Fußverkehrs-Check Mängel mehrmals auftauchen und gute Beispiele, die auf andere Orte übertragbar sind. Lassen Sie sich aber nicht von weitgehend menschenleeren Straßenabschnitten dazu verleiten, dass hier keine Fußverkehrs-Strukturverbesserungen notwendig sind. Gerade an solchen Stellen muss die Frage gestellt werden, warum dieser Wegeabschnitt oder dieser Platz nicht genutzt wird.
Wollen Sie für einen Straßenzug, einen Platz oder eine Querungsanlage eine Analyse von Schwächen und Stärken erarbeiten?
Sie arbeiten in der Verwaltung, in einem Sanierungs- oder Kiezladen, sind Bewohnerin oder Bewohner, bzw. vertreten einen Verband, der die Interessen einer Zielgruppe im Auge hat, die Fußverkehrsflächen nutzt.(10) Es geht Ihnen um die Verbesserung der Begehbarkeit des Straßenzuges, um sichere und möglichst angenehme Überquerungen der Fahrspuren, um die Erreichbarkeit der Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs oder um die Belebung eines Platzes. Sie wünschen sich möglichst situationsgerechte Maßnahmenvorschläge. Was steht diesen Zielen entgegen? Für diese Analyse eignen sich fast alle Formate von Fußverkehrs-Checks, weil das bisher immer ganz typische Anliegen waren. Hilfestellung bieten Ihnen Check-Listen, die Informationen unter www.geh-recht.de (12) und die geltenden Regelwerke.(13)
Haben Sie bereits thematische Schwerpunkte ins Auge gefasst?
a) Mobilität zu Fuß
Es ist keineswegs verwerflich, für einen Fußverkehrs-Check den Schwerpunkt ganz allgemein darauf zu legen, auch einmal ein wenig einseitig das Augenmerk nur auf die Bedingungen und Empfindungen aus Fußgängersicht zu legen. Was nehmen Sie wahr, was fühlen Sie als Fußgängerin oder Fußgänger? Sie lassen bei einer Gruppen-Begehung den Teilnehmenden freien Lauf, geben lediglich die Route an, um miteinander vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, über die man dann auch diskutieren kann.(14) Je nach Zusammensetzung der Gruppe werden Sie hier sehr unterschiedliche Themen-Ebenen ansprechen. Es kann darum gehen, dass die 3 cm Bordsteinkante bei der Absenkung nicht eingehalten wurden und deshalb entweder Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit (keine Kante vorhanden) oder Menschen mit einem Rollator (Kante zu hoch) darin ein Problem sehen. Es kann aber auch sein, dass sich Teilnehmende daran stören, dass der Weg keine Reize bietet, kein Grün, geschlossene Schaufenster, etc. oder man die Gehwegbreite am Rand der Hochhäuser bedrückend empfindet. Es ist evtl. hilfreich, sich vorher die Check-Listen anzusehen.
b) Verkehrssicherheit
Häufig wird die Verminderung der Verkehrsunfälle mit Personenschäden in den Mittelpunkt gestellt. Das ist sicher ein richtiger Ansatz, der allerdings für sich allein auch problematisch sein kann. Da können lange Umwege, Fußgängersperrgitter, lange Wartezeiten an Ampeln, etc. als positiv bewertet werden, weil sie letztlich die Verkehrssicherheit erhöhen können. Der sicherste Fußgänger ist letztlich derjenige, der das Grundstück gar nicht mehr verlässt. Insofern ist anzuraten, die Verkehrssicherheit stets mit der Annehmlichkeit und dem Komfort zu kombinieren. Dies ermöglicht zumindest eine Abwägung. Zur Beurteilung von Verkehrssicherheits-Mängeln bieten sich die Check-Listen und fast alle Aspekte auf der Website Geh-recht.de an.(15) Auch bei dem anzuwendenden Format haben Sie weitgehend Entscheidungsfreiheit.(16)
c) Soziale Sicherheit
Von Verkehrsplanern mitunter vernachlässig ist die soziale Sicherheit: Sie ist aber bei den Bürgerinnen und Bürgern immer ein Problem, wird allerdings von Männern weniger und geschlechterübergreifend häufig erst mit zunehmendem Alter stärker wahrgenommen. Hier ist eine Verdeutlichung der punktuellen Herausforderungen möglich, indem der Fußverkehrs-Check in der Dämmerung oder bei Dunkelheit durchgeführt wird. Dabei geht es nicht nur um die fehlende Beleuchtung der Fußverkehrsflächen bei starker Ausleuchtung der Fahrspuren, so wie sie historisch entstanden und leider noch heute in unseren Städten vorzufinden ist. Analysiert werden müssen auch bauliche Ecken und Hecken sowie Verschattungen der künstlichen Beleuchtung, die für Angsträume sorgen. Wichtig ist eine möglichst „lebendige Umgebung“ und sich „zeitlich und funktional überschneidende Nutzungen.“(17) Leider sind diese Aspekte in den Check-Listen bisher nur sehr mangelhaft berücksichtigt.
d) Barrierefreiheit
Eine flächenhafte Barrrierefreiheit (18) ist ein überaus hoher Anspruch, aber die Erreichung dieser Zielvorgabe würde letztlich allen Fußgänger-Gruppen helfen. Es kann also das Hauptziel eines Fußverkehrs-Checks sein, Verständnis für die Belange von Menschen mit Geh-, Seh- oder Höreinschränkungen, geringer Körpergröße, etc. zu wecken. Bei einem solchen Fußverkehrs-Check kann durchaus die Bordsteinabsenkung problematisiert werden, aber noch wichtiger ist es, Wegeketten zu ermöglichen. In der Praxis bedeutet das: Wenn auf der einen Straßenseite der Bordstein abgesenkt wird, können sich nicht auf der anderen Seite gerade eine Baumscheibe mit hohem Bordstein befinden, eine Zulassung, bzw. Duldung von Kfz-Parken oder abgestellte Fahrräder (siehe auch Zielgruppen unten). Zur Barrierefreiheit finden Sie in den Check-Listen und auf der Website Geh-recht.de (19) zahlreiche Hinweise. Wenn sich der Kreis der Teilnehmenden nicht ausschließlich aus Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zusammensetzt, empfehlen sich „erfahrungsorientierte Begehungen“ (20), so wie sie z.B. bei den Checks in Baden-Württemberg durchgeführt wurden.(21)
e) Wegenetze
Eine der wesentlichsten Fragestellungen dürfte die nach den Möglichkeiten einer Lückenschließung von Wegeabschnitten sein. Dabei sollte nicht die Kategorisierung von Wegen aufgrund der Nutzungen zum Zeitpunkt des Fußverkehrs-Check zu stark in den Vordergrund gerückt werden. Genau wie bei allen anderen Verkehrsmitteln auch, erhöhen sinnvolle Wege auch die Nutzung der Wege und sie erhöhen gleichzeitig das Verkehrsaufkommen. Dass z.B. der Ausbau von Umfahrungsstraßen in der Regel das Gesamtverkehrsaufkommen des motorisierten Individualverkehrs auf diesem Korridor erhöht, ist mehrfach nachgewiesen worden. Den vergleichbaren Effekt können Sie auch im Fußverkehr erreichen, wenn Sie sich für die Förderung des Umweltverbundes einsetzen. Beim Autoverkehr wird z.B. in der Stau-Debatte in der Öffentlichkeit immer vorausgesetzt, dass es sich um Berufs- oder Wirtschaftsverkehre handelt, was bei weitem nicht zutrifft. Machen Sie beim Fußverkehr nicht den Fehler, Freizeitwege (Grün-blaue-Achsen durch die Stadt) weniger wichtig einzustufen als sogenannte Alltagswege. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird sich der Unterschied noch mehr auflösen. Zu dieser Fragestellung finden Sie Hinweise auf der Website Geh-recht.de(22) Für die Ermittlung von Wegeverbindungen und Netzschlüssen eignen sich verschiedene Formate.(23)
f) ÖV-Verknüpfung
Die Erreichbarkeit von Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs kann ein eigenständiges Thema bei einem Fußverkehrs-Check sein. Nur darf die Mängelanalyse nicht am Bahnsteigende bzw. -anfang aufhören; sie muss die dortigen Querungsanlagen einbinden und nach Möglichkeit auch den Einzugsbereich mit einem Radius von mindestens 250 bis maximal 500 Metern um die Haltestelle herum berücksichtigen.(24) Hinweise zu diesem Thema finden Sie auf der Website Geh-recht.de(25)
g) Fuß- und Rad
Es ist nicht günstig, den in den Städten teilweise schwelenden Konflikt zwischen Zu-Fuß-Gehenden und Radelnden unter den Teppich zu kehren, und es ist sicher auch nicht günstig, ihn weiter zu schüren. Die widersprüchlichen Interessen, insbesondere wenn der Radverkehr auf Fußverkehrsflächen verlegt wurde, lassen sich nur am Konfliktpunkt selbst diskutieren. Hierbei sollte aber der Grundsatz der Planung „von außen nach innen“ (26) beachtet werden, d.h. im Abwägungsprozess ist dann auch der Autoverkehr einzubeziehen. Umfangreiche Hinweise zu diesem Thema finden Sie auf der Website Geh-recht.de(27)
h) Stadtraumgestaltung
Stadtplanung und Verkehrsplanung müssen in einer Stadt nicht unbedingt „Hand in Hand gehen“. Insofern ist es eine Herausforderung, die Stadt, ihre Bauwerke, Größenverhältnisse, Weiten und Engen (28) und damit zusammenhängend natürlich auch die Aufteilung des öffentlichen Raumes aus der Sicht der Fußgängerinnen und Fußgänger zu betrachten.(29)
i) Weitere mögliche Schwerpunktsetzungen
Ziel eines Fußverkehrs-Checks kann es auch sein, Straßensituationen unter bestimmten Witterungsbedingungen (Wetter, Jahreszeiten, Lichtverhältnisse, etc.) oder Verkehrsverhältnissen (Schulbeginn, Rush Hour, Einkaufsverkehr, etc.) wahrzunehmen. Selbstverständlich gibt es noch eine ganze Reihe möglicher Schwerpunkte für die Durchführung eines Fußverkehrs-Checks, wir nehmen Ihre Ideen hier gerne mit auf (Kontakt). Hinweise zu den Witterungsbedingungen finden Sie auf der Website Geh-recht.de(30)
Grundsätzlich können Sie alle diese thematischen Fußverkehrs-Checks
- „freihändig“ durchführen, d.h. den öffentlichen Raum unvorbereitet mit einem „Problemblick“ erfassen,(11),
- mithilfe auf das Ziel zugeschnittener eigener Fragestellungen abschnittsweise untersuchen (31) oder
- bereits vorhandene Check-Listen oder Mängelbögen für eine Analyse verwenden.
Die Intensität und damit verbunden in der Regel auch der benötigte Zeitaufwand können sehr unterschiedlich sein. Deshalb muss vorher entschieden werden, wie genau und differenziert die Situation betrachtet und erfasst werden soll.
Denken Sie beim Fußverkehrs-Check an eine bestimmte Zielgruppe?
a) Fußgängerinnen und Fußgänger
sind die ausdifferenzierteste Verkehrsteilnehmergruppe. (32) Und dennoch werden die (besonderen) Belange in der Regel auf wenige Zielgruppen übertragen. Zudem gibt es häufig Überschneidungen oder die Feststellung, dass die Belange von einer Zielgruppe weitgehend die gleichen sind wie von allen anderen, die Fußverkehrsflächen nutzen.
b) Kinder
Insbesondere im Zusammenhang mit der Erstellung von Schulwegplänen (33) oder Kinderstadtplänen (34) werden die Belange der Kinder berücksichtigt. Dies ist gut, aber nicht ausreichend, denn Kinder nutzen die Wege in der ganzen Stadt und mit zunehmendem Alter auch kiezübergreifend. Deshalb sind Fußverkehrs-Check mit der Schwerpunktsetzung, die Straßen, Plätze und Querungsanlagen kindgerechter zu gestalten, ein wichtiger Ansatz.
c) Junge Leute
sind ganz selten im Focus derartiger Analysen von Straßenzügen, Plätzen und Querungsanlagen, und die wenigen durchgeführten Fußverkehrs-Checks haben erstaunliche Ergebnisse erzielt.(35) Junge Leute legen großen Wert auf die Gestaltung des öffentlichen Raumes, wünschen sich „schöne“ Städte mit vielen Sitz- und Stehmöglichkeiten zum Sehen und Gesehenwerden. Man sollte dieser Zielgruppe mehr Aufmerksamkeit widmen.
d) Frauen oder Eltern
Fußverkehrs-Check von Frauen können eventuell die sozialen Aspekte stärker in den Vordergrund stellen. Es gibt leider bisher zu wenige Erfahrungen. Ein Grund mehr, es zu versuchen. Zudem scheint in diesem Zusammenhang die Zielgruppe „Eltern“ wichtig zu sein.
e) Senioren
Eine aufgrund der demografischen Entwicklung in den Städten Deutschlands zunehmende Zielgruppe sind die mobilen älteren Menschen.(36) Es wurden insbesondere vom Zukunftsnetz Mobilität NRW verschiedene Fußverkehrs-Checks für Senioren durchgeführt.(37)
f) Menschen mit Mobilitätseinschränkungen
Nicht zuletzt sind es Probleme, die Verkehrsteilnehmer aufgrund unterschiedlicher Mobilitätseinschränkungen haben, die aus verständlichen Gründen immer wieder den Themenschwerpunkt bei Fußverkehrs-Checks bilden. Da es hier sich widersprechende Wünsche an die Infrastruktur gibt, wird mitunter davor zurückgeschreckt, diese Thematik gezielt anzugehen. Das mag verständlich sein, ist aber letztlich für die Stadt- und Verkehrsentwicklung nicht zielführend. Zur Barrierefreiheit finden Sie in den Check-Listen Hinweise und auf der Website Geh-recht.de(19)
g) Stadtbewohnerinnen und -bewohner
Es ist kann durchaus auch ein berechtigtes Anliegen einer Verwaltung sein, Bürgerinnen und Bürgern oder Anwohnerinnen und Anwohnern ihre Bemühungen für die Verbesserung der Situation für Zu-Fuß-Gehende zu vermitteln. Gerade eine Darstellung der Herausforderungen und der Abwägungsprozesse am Objekt kann für die demokratische Kultur sehr hilfreich sein.
h) Entscheidungsbeteiligte
Der Austausch zwischen Personen mit verschiedenen Zuständigkeiten in Verwaltung und Politik über fußverkehrsrelevante Fragestellungen läuft nicht „automatisch“ gut. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass dafür Fußverkehrs-Checks sehr gut geeignet sind und dass dies auch insbesondere in größeren Städten notwendig sein kann.
Egal, welche Zielgruppe Sie intensiv einbeziehen möchten, sollten Sie immer berücksichtigen, dass eine Kommunikation zwischen den Teilnehmenden möglich ist, sodass Wünsche deutlich werden können und womöglich dabei Lösungsansätze entstehen. Das ist durch eine zu homogene Gruppenzusammensetzung schwieriger.
Im Gegensatz dazu gibt es die Fach-Fußverkehrs-Checks, die z.B. von einer einzigen Person durchgeführt werden oder in einer sehr kleinen Gruppe.(38) Diese Formate sind nicht dafür geeignet, das Problembewusstsein einer Zielgruppe zu schulen oder eine Diskussion anzuregen. Sie können aber eine Grundlage für eine weitere Begehung sein.
Bevorzugen Sie eine Binnen- oder auch eine Außen-Ansicht?
Beides ist selbstverständlich möglich und beides hat seine Vor- und Nachteile. Wenn Sie die Moderation einer Person überlassen, die schon seit Jahrzehnten die zu begehenden Wege kennt, kann sehr viel Kiezwissen eingebracht werden. Das kann sehr belebend, aber von den eigentlichen Herausforderungen auch ablenkend wirken. Auf jeden Fall wirkt es authentisch und kann die Teilnehmenden in den Bann ziehen. Eine ortsfremde Person kann mitunter besser über den Tellerrand sehen und sich auf die Zielvorstellungen des Fußverkehrs-Checks konzentrieren, aber auch Vorschläge unterbreiten, die vor Ort bereits seit Jahren abschlägig behandelt wurden. Deshalb hat es sich durchaus bewährt, einer ortsfremden Person die Leitung zu überlassen, aber in den Diskussionen an den Besichtigungsorten und bei möglichen Workshops die Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung oder Multiplikatoren vor Ort intensiv einzubeziehen.(7)
Wollen Sie den Check erst einmal intern oder mit möglichst viel Öffentlichkeit durchführen?
Auch das sollten Sie vorher entscheiden. Selbstverständlich ist ein Fach-Check weniger öffentlichkeitsrelevant als eine Gruppen-Begehung an der möglicherweise in der Stadt bekannte Persönlichkeiten teilnehmen. Auch eine Kombination von Fußverkehrs-Checks, Workshops und öffentlichen Veranstaltungen bietet sicher ebenfalls mehr Abwechslung als ein Verwaltungs-Fachgespräch. Nicht zuletzt ist ein möglichst enger örtlicher Bezug (Stadtteil, Kiez) für die Öffentlichkeit besser geeignet als eine willkürlich durch die Stadt festgelegte Begehungs-Route. Aber Sie müssen letztlich festlegen, ob Ihnen die Berichterstattung wichtiger ist als die aus Ihrer Sicht zielführende Vorgehensweise oder umgekehrt. Es ist ganz sicher empfehlenswert, die Medienvertreterinnen und -vertreter zu ansonsten öffentlich durchgeführten Aktivitäten einzuladen. Darüber hinaus ist die Herangehensweise an eine zielführende Öffentlichkeitsarbeit ein eigenes Thema, das hier nicht behandelt werden soll.
Weiterführende Informationen, Anmerkungen und Quellenangaben
- siehe www.uni-due.de > Wahrnehmung
- Mietzel, Gerd: Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens, Verlag für Psychologie, Göttingen, 1998, S. 129
- Lefrancois, Guy R.: Psychologie des Lernens, Springer-Verlag GmbH Berlin Heidelberg, 1994, S. 160
- www.wikipedia.org > Achtsamkeit, zuletzt aufgerufen am 22.11.2017. Es scheint bisher keine einhellige Begriffsbestimmung für die Achtsamkeit zu geben, die hier übernommene entstammt der Care-Ethik, einer Moralphilosophie zur Bewertung menschlichen Handelns.
- Die Begriffe dafür sind vielfältig, z.B. „Verkehrsentwicklungsplan“, „Integrierte Verkehrsplanung“, „Nahverkehrsplan“, „Masterplan Verkehr“, „Verkehrskonzept Innenstadt“, „Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum“ (z.B. Leipzig), usw.
- siehe hierzu auch www.fussverkehrsstrategie.de
- Kurzbeschreibungen von zwei dieser konzeptionellen Einbindungen von Fußverkehrs-Checks finden Sie unter Konzeption Fußverkehrs-Checks als Teil eines bundesweiten Projektes für kommunale Fußverkehrsstrategien und Konzeption Fußverkehrs-Checks als Teil der Fußverkehrsförderung des Landes Baden-Württemberg
- Machen Sie bitte nicht den Fehler, den Alltags- vom Freizeitverkehr zu trennen, so wie es leider in der Literatur immer wieder geschieht. Zu-Fuß-Gehende können Ihnen oft nicht einmal sagen, ob sie gerade alltagsmäßig (Berufs-, Einkaufs-, Servicewege) oder freizeitmäßig unterwegs sind. Das wird durch die demografische Entwicklung immer weniger unterscheidbar. Es geht um Wegeketten, die Ziele möglichst sicher und angenehm miteinander verbinden.
- Einen guten Überblick über mögliche strategische Vorgehensweisen aus den Fußverkehrs-Checks in den Modellstädten des Projektes „Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien“ finden Sie unter www.fussverkehrsstrategie.de > Modellstädte jeweils am Ende der Abschnitte 1. Fußverkehrscheck – „BlitZlicht“ (PDF) unter Fazit.
- Hier wäre der Begriff „Fußgänger“ zu kurz gegriffen, vgl. Durchführung Auf was sollten Sie bei einem Fußverkehrs-Check besonders achten?, eine Auflistung von möglichen Interessierten finden Sie unter www.fussverkehrsstrategie.de > Interessengruppen
- Selbst für Laien umsetzbar sind z.B. die Formate „BlitZlicht“ aus Deutschland oder der Pilotcheck / Schnellcheck aus Österreich sowie für Gruppen-Begehungen „Stadt wahrnehmen!“ mit allen möglichen Schwerpunktsetzungen und gewünschten Verfahrensänderungen.
- Zahlreiche Hinweise und Hilfestellungen finden Sie unter www.geh-recht.de > Fussverkehrsanlagen. Wir empfehlen Ihnen auch den Schnelleinstieg unter www.geht-recht.de > Fragestellungen, hier finden Sie auf mehr als 100 Fragestellungen Antworten aus den Regelwerken, gegliedert in 14 Themenblöcken.
- Eine Übersicht über die geltenden Regelwerke finden Sie unter www.geh-recht.de > Literatur
- Hierfür eignet sich insbesondere das Format „Stadt wahrnehmen!“
- Siehe www.geh-recht.de > Fussverkehrsanlagen, insbesondere alle Hinweise bezüglich der Querungsanlagen
- Das in Formate Sicherheitsaudit von Straßen beschriebene Verfahren ist natürlich auch im Bestand von Straßen anwendbar und beinhaltet die wesentlichen Fragestellungen bezüglich der Verkehrsunfall-Vermeidung. Sie können sich aber auch an den Check-Listen orientieren und ein anderes Format wählen.
- Das sind die Begriffe aus den 12 Kriterien „zur Bewertung von Qualitäten des öffentlichen Raumes“ in Jan Gehl, Birgitte Svarre: Leben in Städten – Wie man den öffentlichen Raum untersucht, edition:`AngewAndte, Birkhäuser Verlag GmbH, Basel 2016, S. 107 (in englisch).
- Im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) aus dem Jahr 2013 (siehe Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz) wird gemäß § 8 Absatz 3 sogar bis zum 01.01.2022 eine „vollständige Barrierefreiheit“ gefordert, vgl. www.gesetze-im-internet.de. Dafür wurden allerdings weder eine Definition, noch Ausnahmebedingungen geliefert.
- in fast allen Rubriken unter www.geh-recht.de > Fussverkehrsanlagen sowie noch einmal zusammengefasst unter www.geh-recht.de > Barrierefreiheit
- siehe unter Methoden erfahrungsorientierte Begehungen
- siehe unter Formate Lebensqualität gestalten (Baden-Württemberg)
- siehe www.geh-recht.de > Wegenetze
- das Format „BlitZlicht“ wurde z.B. bei der Netzbildung von über 500 Kilometern „20 Grüne Hauptwege“ in Berlin an 400 Querungsanlagen eingesetzt.
- Dies entspricht bei einem durchschnittlichen Umwegfaktor von 1,2 Gehstrecken von 300 bzw. 600 m Länge. Damit ist die Haltestelle in etwa fünf bis maximal zehn Minuten Fußweg bei langsamer Gehgeschwindigkeit (3,6 km/h) bequem zu erreichen.
- siehe www.geh-recht.de > Haltestellen
- Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen FGSV (Hrsg.): Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen, RASt 06, Köln 2006, 3.4 Entwurfsvorgang, 2., Bild 10. „Straßengestaltung vom Rand aus“ bedeutet, dass zuerst die Randnutzungen mit ihren Flächenansprüchen zu berücksichtigen sind, und erst danach die Abwägung zwischen der „Städtebaulich möglich[en] Fahrbahnbreite“ und der „verkehrlich notwendige[n] Fahrbahnbreite“ stattzufinden hat.
- siehe www.geh-recht.de > Fuss- und Radwege
- Zu diesen Fragestellungen haben Jan Gehl und seine Büros Pionierarbeit geleistet, siehe z.B. Jan Gehl: Städte für Menschen, jovis Verlag GmbH, Berlin 2. Auflage 2015. Die 12 Kriterien aus der „Checkliste zur Bewertung von Qualitäten des öffentlichen Raumes“ von Jan Gehl aus dem Buch Jan Gehl / Birgitte Svarre: Leben in Städten – Wie man den öffentlichen Raum untersucht, edition: `AngewAndte, Birkhäuser Verlag GmbH, Basel 2016 finden Sie in einer deutschen Übersetzung unter www.ag.ch > Erläuterung Gehl Methode, zuletzt aufgerufen am 12.12.2017
- siehe www.geh-recht.de > Planungsprinzipien
- siehe www.geh-recht.de > Witterung
- Selbstverständlich kann ein Blick auf vorhandene Check-Listen nicht schaden.
- Siehe Durchführung Auf was sollten Sie bei einem Fußverkehrs-Check besonders achten?
- Zur Erstellung von Schulwegplänen finden Sie zahlreiche Hinweise und Hilfestellungen auf der Website www.schulwegplaene.de
- Bei den Kinderstadtplänen sollten die Ansprüche sehr ähnlich sein wie bei den Schulwegplänen, siehe www.schulwegplaene.de > Kinderstadtpläne
- Siehe die verschiedenen Herangehensweisen an die Wünsche von jungen Menschen unter www.junge-leute-zu-fuss.de > Fachexkursion
- Siehe dazu die Website www.senioren-sicher-mobil.de und zu den besonderen Ansprüchen dieser Zielgruppe www.senioren-sicher-mobil.de > Probleme und Wünsche bei Befragung 2014-15
- Zukunftsnetz Mobilität NRW (Hrsg.): Öffentliche Räume für alle – Mobilitätsmanagement für Senioren, weitere Informationen über www.vrsinfo.de, oder www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de.
- Sie können je nach gewünschter Intensität z.B. als „BlitZlicht“ oder auch als kleinteiligeres „Scannen“ realisiert werden.
Die Literatur zum Thema wurde noch einmal gesondert zusammengestellt.